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Sabine Winter war auch in Bingen nicht zu schlagen (Bild: Dr. Stephan Roscher).
SV DJK Kolbermoor – TSV Langstadt 4:6, TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Schwabhausen 3:6, ESV Weil – ttc berlin eastside 3:6

Nur Auswärtssiege am Samstag

Dr. Stephan Roscher 19.02.2022

Kolbermoor. Der Samstag war der Tag der Gastmannschaften im Damen-Oberhaus. In den drei Partien, allesamt auf sehr gutem Niveau, konnten sich jeweils die aus der Ferne angereisten Teams die Punkte schnappen. Und das mit der Ferne ist wörtlich zu verstehen: Von Berlin nach Weil am Rhein beträgt die Entfernung 860 Kilometer, von Langstadt nach Kolbermoor sind es 440 Kilometer, während man von Schwabhausen nach Bingen „nur“ schlappe 400 Kilometer zu fahren hat.

 

SV DJK Kolbermoor – TSV Langstadt 4:6

Der TSV Langstadt siegte dank einer Petrissa Solja in Galaform, die sowohl Yuan Wan als auch Kristin Lang schlagen konnte und ihr Doppel mit Chantal Mantz gewann, im sicher spannendsten Spiel des Tages mit 6:4 in Kolbermoor. Aber auch Soljas Mitspielerinnen wussten bei der Neuauflage des Pokalfinales von Hannover zu gefallen und verbuchten jeweils einen Einzelsieg. Beim Gastgeber spielte Svetlana Ganina stark auf, die gegen Franziska Schreiner und Tanja Krämer das Geschehen gut im Griff hatte. Kristin Lang konnte Chantal Mantz in packenden fünf Sätzen bezwingen.

Im Spitzenpaarkreuz waren beide Spielerinnen des Gastgebers gegen Petrissa Solja nicht ohne Chance. Yuan Wan lag gegen die Weltranglisten-19. zwar mit 1:2 Sätzen hinten, hatte jedoch alle Chancen, einen fünften Durchgang zu erzwingen. 7:1, 8:2, 9:7, 10:8, 11:10, 12:11 – so die Führungen Yuans, doch Solja siegte mit 14:12. Und später konnte Kristin Lang gegen Langstadts Linkshänderin mit 2:0 Sätzen in Führung gehen, die dann aber das Match drehte und die nachfolgenden drei Sätze souverän gewann. Soljas Einzelbilanz (15:3) kann sich sehen lassen, ebenso natürlich auch die Doppel-Bilanz. In guter Verfassung zeigte sich auch Chantal Mantz, die zwar gegen Lang mit 2:3 das Nachsehen hatte, jedoch gegen ihre langjährige Doppelpartnerin in Bingen und auf internationaler Ebene, Yuan Wan, zu einem 3:1-Sieg kam.

Bei Kolbermoor debütierte die 33-jährige Linkshänderin Ganna Farladanska. Die Ukrainerin, einer der drei Winterneuzugänge des SV DJK, hatte aber einen schweren Stand. Gegen Tanja Krämer konnte sie wenigstens einen Satz gewinnen, verlor die übrigen Durchgänge aber deutlich. Und gegen Franziska Schreiner blieb sie beim 4:11, 6:11, 5:11 chancenlos.

„Es war das erwartet enge Spiel mit leichten Vorteilen für Langstadt, die natürlich ein starkes vorderes Paarkreuz haben“, stellte Michael Fuchs fest. „Peti hat gut gespielt, aber Yuan und Kristin haben beide ihre Chancen gehabt. Kristin war 2:0 nach Sätzen vorne, bei Yuan stand es 1:2 und sie hat mit 7:1 geführt. Da war schon was drin und wenn man diese Spiele dann nicht gewinnt, wird es halt schwierig.“ Zur Debütantin bemerkte Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter: „Unser Neuzugang aus der Ukraine, Ganna Farladanska, war sehr nervös und hat auch noch nicht das Niveau gespielt, das sie spielen kann und das sie danach auch in der 2. Liga gezeigt hat beim Spiel unserer 2. Mannschaft gegen Offenburg. Es war für sie ein schwieriger Einstand gegen eine gestandene Spielerin wie Tanja und später dann auch gegen Franzi, die verdient gewonnen hat.“ Fuchs bilanzierte: „Vorne also ein Vorteil für Langstadt, besonders durch eine starke Peti Solja, und hinten trotz einer starken Svetlana nur 2:2, so kommt dann eben das 4:6 zustande. Es war ein verdienter Sieg für Langstadt, kein Beinbruch für uns.“

Tanja Krämer freute sich über den “guten Auftakt ins Wochenende“ und fügte hinzu: „Jetzt wollen wir in Weil nachlegen und das Wochenende perfekt machen.“ „Tolle Mannschaftsleistung heute“, unterstrich Manfred Kämmerer, Sportlicher Leiter des TSV Langstadt. „Unsere Europameisterin hat heute den Unterschied gemacht. Überragend wie sie nach 0:2 gegen Kristin Lang zurückgekommen ist und die folgenden drei Sätze souverän für sich entschieden hat. Der erste Sieg in Kolbermoor, wir sind sehr glücklich.“ Die Hessen wollen aber das Wochenende nicht vor dem Sonntag loben: „Für ein richtiges Fazit ist es aber zu früh“, so Kämmerer. „Wir wollen in beiden Spielen gut performen. Nach unserem Sieg in Kolbermoor ging es direkt wieder auf die Autobahn in Richtung Weil. Regeneration und Abschalten hat jetzt oberste Priorität.“

 

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Schwabhausen 3:6

Ein Punkt bereits hätte der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim weitergeholfen, zwei Zähler wären sogar ein großer Schritt gewesen, das Saisonziel Ligaverbleib zu realisieren, doch als die Schwabhausenerinnen in absoluter Topbesetzung die Sporthalle am Binger Mäuseturm betraten, war schon klar, dass es ganz schwer werden würde, etwas Zählbares in Rheinhessen zu behalten.

Der Gast aus Oberbayern konnte nämlich erstmals seit dem 19. Dezember wieder Liu Yangzi aufbieten – dass sich die 20-jährige Chinesin mit australischem Pass, die in der Vorrunde einige sehr starke Auftritte hatte, an diesem Nachmittag als verwundbar erweisen sollte, konnte anfänglich noch niemand wissen. Aber dann war ja auch noch die „heimliche Nummer eins“ Sabine Winter dabei, die Leaderin des Teams, die in der laufenden Saison erst ein Match verloren hatte, am Ende des Tages aber mit 15 Siegen notiert sein würde.

Die TTG spielte nicht schlecht gegen den zumindest in dieser Aufstellung klaren Favoriten, musste dem Gegner am Ende aber zu einem 6:3-Sieg gratulieren und konnte keinen Boden im Kampf um den Klassenerhalt gutmachen.

Auch die erstmals in dieser Saison eingesetzte 18-jährige Inderin Diya Chitale, die auch schon für Langstadt und Berlin aufgeschlagen hat, konnte das Blatt nicht zu Gunsten der Rheinhessinnen wenden und ging leer aus. Sowohl gegen Orsolya Feher als auch gegen Mateja Jeger konnte sie immer nur den dritten Satz gewinnen, unterlag also jeweils mit 1:3. Stark waren die Auftritte von Katerina Tomanovska und Mie Skov, die beide Liu Yangzi besiegen konnten – beide Bingenerinnen durften nach je vier hochklassigen Sätzen die Faust gen Himmel recken. Doch es half ihrer Mannschaft letztlich nicht entscheidend weiter.

Schwabhausen war als Team einfach zu gut besetzt, angeführt von eben jener einmal mehr überragenden Sabine Winter, die ihre beiden Matches gegen Tomanovska und Skov ungefährdet gewann. Auch die Kroatin Mateja Jeger, die auch die junge Anastasia Bondareva besiegte (3:0), war zweimal erfolgreich, während Orsolya Feher den einen Punkt gegen Chitale beisteuerte. Zudem war das Gästedoppel Winter/Liu erfolgreich, hatte aber beim Fünfsatzsieg über Tomanovska/Chitale zu kämpfen. Das andere Doppel war dagegen an die TTG gegangen: Skov/Bondareva hatten beim 3:0 gegen die Ungarin Mercedesz Nagyvaradi und die Weißrussin Alina Nikitchanka – Schwabhausen war tatsächlich mit sechs Spielerinnen angereist – nur im ersten Satz (12:10) schwer zu kämpfen gehabt, doch auch das verhalf der TTG nicht zu Punkten.

So blieb den tapfer kämpfenden Rheinhessinnen am Ende nichts anderes übrig, als die neunte Niederlage in Folge zu quittieren. Mit 4:18 Punkten steht man auf dem vorletzten Tabellenlatz, nur noch knapp vor der SV Böblingen (3:19). Beide Teams haben jeweils noch drei Partien vor der Brust und treffen am 13. März in Böblingen beim „Finale um den Klassenerhalt“ direkt aufeinander. Zuvor tritt die TTG am Sonntag noch in Kolbermoor an, wo es ganz schwierig werden dürfte, sowie am 20.03. zu Hause gegen den ESV Weil. Die SVB duelliert sich zudem noch mit Schwabhausen sowie am 20. März auswärts mit dem TTC 46 Weinheim. Es bleibt extrem spannend im Tabellenkeller. Solche Nöte sind dem Tabellendritten Schwabhausen fremd, der am 27.02. in Böblingen wieder an die Tische geht.

„Wir wollten zwei Punkte und das war sehr schwer, da Bingen etwas dagegen hatte“, sagte Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed nach der Partie. „Es war ein Spiel auf Augenhöhe und am Ende sind wir sehr froh, gewonnen zu haben. Bingen hat uns alles abverlangt. Letztlich war es eine gute Team-Leistung von uns, die es entschieden hat.“

 

ESV Weil – ttc berlin eastside 3:6

Mit dem ttc berlin eastside, mit Shan Xiaona, Cheng Hsien-Tzu, Sabina Surjan und Jessica Göbel ins Dreiländereck gereist, setzte sich am Ende der Favorit durch, wenngleich die Weilerinnen nicht schlecht mitspielten und die Partie bis zum 3:3 offenhalten konnten.

Das Doppel Trifonova/Arapovic (3:2 gegen Cheng/Surjan) sowie in den Einzeln Polina Trifonova, die überraschend Cheng Hsien-Tzu bezwang, und Hana Arapovic, 3:2-Siegerin über Jessica Göbel, waren für Weil erfolgreich, während Shan Xiaona beim Titelverteidiger sehr souverän agierte und keinen Satz abgab. Gegen Izabela Lupulesku machte sie es mit 11:2, 11:5, 11:3 extrem deutlich, während die Sätze gegen Trifonova etwas enger verliefen (11:8, 11:9, 11:7).

Auch Linkshänderin Sabina Surjan präsentierte sich in sehr guter Verfassung. Zunächst ließ die Serbin Vivien Scholz beim 3:0 keine Chance, später tütete sie mit einem 3:2 über Hana Arapovic den zehnten Saisonsieg des ttc eastside ein. Weiter punkteten für den aktuellen Champions-League-Finalisten Cheng Hsien-Tzu – die 28-jährige Taiwanerin gewann ihr zweites Einzel in vier Sätzen gegen Lupulesku – sowie das Doppel Shan/Göbel, das es gegen die Weiler Formation Lupulesku/Scholz lediglich im dritten Satz (16:14) spannend machte.

Trotz der Niederlage zeigte sich Doris Spiess nicht unzufrieden. „Wir haben uns gut verkauft“, so die Abteilungsleiterin des ESV. „Berlin hat zwar verdient gewonnen, aber unser Team hat Ihnen einiges abverlangt. Mit etwas Glück wäre vielleicht sogar ein Punkt im Bereich des Möglichen gewesen.“ Doris Spiess fügte hinzu: „Aber wir sind auch so zufrieden, dass wir unseren Zuschauern tolles Tischtennis bieten konnten und phasenweise auf Augenhöhe mit dem Top-Team agiert haben.“

Auch Andreas Hain hatte gutes Tischtennis gesehen. „Ein gutes Spiel von beiden Teams“, konstatierte der Manager des ttc berlin eastside, der nun 21:1 Punkte auf dem Konto hat. „Letztlich waren wir mit Nana und Sabina einfach an zwei Positionen besser besetzt und haben so verdient gewonnen.“ Die weite Anreise musste anders bewerkstelligt werden als ursprünglich geplant: „Aufgrund des Sturms mussten wir unsere Anreise komplett von der Bahn auf das Auto umstellen. Aber auch das haben unsere Spielerinnen gut hinbekommen. Kompliment für die Leistung!“

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Am Sonntag geht es weiter mit den Partien SV DJK Kolbermoor – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim  (13 Uhr) und ESV Weil – TSV Langstadt (14 Uhr).

Wie schon am Samstag werden wieder ordentlich Kilometer „geschrubbt“: Von Bingen nach Kolbermoor sind es gut 500 Kilometer einfache Strecke, von Langstadt nach Weil wären es lediglich 320 Kilometer, doch die TSV-Asse kommen ja aus Kolbermoor und haben folglich 460 Kilometer Wegstrecke hinter sich, bevor sie den Schläger in die Hand nehmen.

 

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