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Riesenfreude beim ESV Weil nach dem Pokalcoup (Bild: Marco Steinbrenner).
Weil fährt nach Krimi gegen Bingen zum Final 4

Porta Pokal Qualifier 2020: Favoriten setzen sich durch

Dr. Stephan Roscher 07.09.2020

Ein tolles Pokalturnier liegt hinter uns. Auch die Corona-Einschränkungen konnten daran nichts ändern. Teilweise wurde bereits hochklassiges Tischtennis gezeigt. Das Niveau war erstaunlich gut, gerade wenn man bedenkt, dass die meisten Spielerinnen kaum Wettkampfpraxis besaßen. Und gerade die Teams der 1. Bundesliga Damen zeigten sich in erstaunlich guter Frühform.

Der Unterschied zwischen den Erstligisten und den Mannschaften aus den beiden Spielklassen darunter scheint eher größer als kleiner geworden zu sein, auch wenn Hannover 96 der SV Böblingen das Leben schwer machte. Ansonsten waren die Zweit- und Drittligisten aber meilenweit von einer Pokalsensation entfernt. Richtig eng und umkämpft war lediglich ein Match, die entscheidende Begegnung in Gruppe C zwischen Bingen und Weil dauerte wesentlich länger als alle anderen Partien und wurde erst im abschließenden Doppel zugunsten des Aufsteigers entschieden.

eastside mit souveränem Glanz

Titelverteidiger ttc berlin eastside, dem manche nach dem 4:4 im Bundesliga-Auftaktspiel gegen Schwabhausen schon eine schwierige Saison prophezeit hatten, spielte wieder wie aus einem Guss und zeigte sich in seiner Gruppe dominant. Daran konnte auch Bundesligarivale TSV Langstadt nichts ändern, der allerdings auf seine Ausländerinnen Corona-bedingt verzichten musste. Im „Finale“ der Gruppe B konnte lediglich Petrissa Solja durch ihren klaren Sieg über Jessica Göbel das Geschehen eine Weile offenhalten. Am Ende hatten die Hauptstädterinnen aber alles im Griff und eine Shan Xiaona in toller Verfassung ließ selbst die Weltranglisten-20. aus Langstadt kaum mehr zum Durchatmen kommen. Zuvor hatte Neuzugang Britt Eerland mit einem ungefährdeten 3:0 gegen die erfahrene Tanja Krämer angedeutet wie wichtig sie im Lauf der Saison für den ttc eastside werden könnte.

Berlins Manager Andreas Hain stand die Freude ins Gesicht geschrieben. „Eine tolle Leistung unseres Teams, die Neuzugänge Britt Eerland und Jessica Göbel haben alle Erwartungen erfüllt und haben sich nahtlos in unsere Mannschaft integriert“, so Hain. „Im Spiel haben Eerland gegen Krämer und insbesondere auch Shan gegen Solja deutlich dominiert. Das war nicht unbedingt zu erwarten.“ Hain betonte: „Nana hat gegen Petrissa Solja einmal deutlich gezeigt, dass sie die beste deutsche Spielerin ist und die Weltrangliste einfach nicht ernst zu nehmen ist.“ Nun, das wird vielleicht auch Shans Teamkollegin Nina Mittelham als amtierende Deutsche Meisterin im Damen-Einzel etwas anders sehen, auf jeden Fall bot Berlins Penholder-Ass am Sonntag eine überragende Leistung. Hain sagte zudem: „Wir freuen uns auf das Final 4 und hoffen natürlich, dass wir den Titel verteidigen können. Stolz macht uns auch, dass wir der einzige Verein sind, der immer beim Final 4 dabei war.“

Kolbermoor unterstreicht Titelambitionen

Der erste der heiß begehrten vier Final 4-Tickets konnte am Sonntag in der Hauptstadt allerdings Berlins Dauerrivale SV DJK Kolbermoor lösen. Der personell verstärkte Vizepokalsieger der Vorsaison trat mehr als souverän auf und ließ sich in Gruppe A auch nicht von der SV Böblingen mit der „ewig jungen“ Defensivikone Qianhong Gotsch beeindrucken. Nach der knappen Auftaktniederlage von Gotsch gegen Kristin Lang war im „Gruppenfinale“ bereits die Vorentscheidung zugunsten der Oberbayern gefallen. Weder Alexandra Kaufmann besaß eine realistische Chance gegen die Portugiesin Yu Fu, noch ihre 14-jährige Schwester Annett gegen Abwehrstrategin Svetlana Ganina. Die Oberbayern haben in Berlin eine Duftmarke gesetzt und gezeigt, dass sie titelhungrig sind. Man darf sich auf ein spannendes Duell mit den Berlinerinnen in Pokal und Meisterschaft freuen, ohne zu vergessen, dass es fünf weitere starke Bundesligisten gibt, die den beiden das Leben so schwer wie möglich machen wollen. Auch die Final 4-Rivalen Weil und Schwabhausen werden sich in der Pokalendrunde nicht kampflos geschlagen geben – da ist einiges an Spannung angesagt.

Kolbermoors Trainer Michael Fuchs war verständlicherweise hochzufrieden. „Insgesamt eine sehr gute und konzentrierte Team Leistung von allen vier Damen, sei es am Tisch oder auf der Bank“, konstatierte Fuchs. „Herauszuheben ist das „Break“ von Kristin gegen Gotsch, welches natürlich der Türöffner für das gesamte Mannschaftsmatch war. Auch der Einstand von Fu Yu war super – sie hat absolut souverän ihre Spiele gewonnen.“

Schwabhausen setzt Duftmarke

Zwei Teams aus Oberbayern im Final 4 – das hat man auch nicht alle Tage. Der TSV Schwabhausen ließ dem starkem Ligaauftritt vom Samstag auch im Pokal eine runde Leistung folgen und spazierte ungehindert durch Gruppe D. Auch beim 3:0 gegen den stark eingeschätzten TTC Weinheim hatten Winter und Co. weniger Mühe als erwartet und siegten in überzeugender Manier. Die Mannschaft wurde mit Augenmaß verstärkt, die beiden Neuzugänge aus Ungarn konnten bereits bei ihren ersten Auftritten überzeugen. Gerade die Ausgeglichenheit des Teams scheint die Stärke des neuen TSV zu sein, bei dem nicht mehr alle Last auf den Schultern von Sabine Winter liegt, da man über sechs weitgehend gleichwertige Spielerinnen verfügt.

Alexander Yahmed war äußerst zufrieden mit dem, was er an beiden Tagen in Berlin sehen konnte. „Wie gestern schon, waren auch heute alle gut und haben super Leistungen gezeigt“, freute sich Yahmed. „Die zwei Wochen Vorbereitung haben Früchte getragen.“ Der TSV-Trainer lässt die beiden Pokalpartien Revue passieren: „

„Das erste Spiel gegen Fürstenfeldbruck war mit dem Sieg von Mateja [Jeger] vorprogrammiert, es war trotzdem eine schön anzusehende Partie mit guter Action beider Mannschaften. Das zweite Spiel lief von der Aufstellung nicht wie geplant. Mateja hat gegen Luisa [Säger] eine ausgeglichene Bilanz und das Spiel wollten wir nicht unbedingt sehen. Sabine [Winter] war nach ihrer OP noch nicht richtig einzuschätzen und Merci [Mercedes Nagyvaradi] war auch nicht zwingend Favorit. Dass es dann 3:0 ausging zeigt, wie stark das ganze Team harmoniert und wie gut jede einzelne ihre Leistung abgerufen hat.“  

Starker Aufsteiger: Weil mit überzeugender Leistung 

Mit dem ESV Weil darf sich die 1. Bundesliga Damen über einen spielstarken Aufsteiger freuen, der an einem guten Tag im Oberhaus manchem höher eingeschätzten Gegner gefährlich werden könnte. Das Team aus Südbaden könnte zu einer echten Bereicherung der Liga werden, wie das Pokalturnier gezeigt hat.  

Nach dem lockeren Sieg gegen die Berliner Füchse kam es im „Gruppenendspiel“ zum Duell mit dem Ligarivalen TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – ein 50:50-Spiel zweier im Grunde gleichwertiger Mannschaften. Vielleicht war es ein kleiner Nachtteil für die Rheinhessinnen, dass sie mit nur drei Spielerinnen anreisen konnten und somit nur wenige taktische Variationsmöglichkeiten besaßen, während Weil am Ende der engen Partie noch ein Doppel „aus dem Hut zauberte“, das kaum einer auf der Rechnung hatte und der Truppe aus dem Dreiländereck letztlich den Einzug ins Final 4 bescherte. 

Zunächst hatte die junge Serbin Izabela Lupulesku mit ihrem knappen Sieg über Chantal Mantz das Signal gesetzt, dass mit Weil zu rechnen war. Allerdings hatte die 17-jährige Sophia Klee nicht ihren allerbesten Tag erwischt und musste sich im Anschluss der Italienerin Giorgia Piccolin nach 2:0-Satzführung noch in fünf Durchgängen geschlagen geben. Die Bulgarin Polina Trifonova brachte Weil erneut in Front – ihr 3:2 gegen Katerina Tomanovska hing am seidenen Faden. Bingens Tschechin hatte mit 2:0 Sätzen sowie mit 9:5 und 10:7 im Entscheidungsdurchgang geführt. Chantal Mantz hatte wenig Mühe, gegen Sophia Klee zu egalisieren, sodass das Doppel entscheiden musste. Und da kam die 23-jährige, bis dahin im Turnier noch nicht eingesetzte Vivien Scholz ins Spiel, die ein ganz starkes Doppel mit Izabela Lupulesku spielte und das TTG-Duo Piccolin/Tomanovska deutlich auf Distanz hielt. Die Freude beim Aufsteiger war riesengroß (siehe Beitragsfoto). 

Weil ist gut angekommen im Konzert der Großen und darf sich auf das Final 4 freuen, während Bingens Ausscheiden schon als etwas unglücklich bezeichnet werden muss.

"Nach der doch guten Auslosung für uns haben wir uns natürlich schon Hoffnung gemacht auf den Einzug ins Final 4, wohl wissend, dass wir trotz allem nur der Außenseiter sind", sagte ESV-Abteilungsleiterin Doris Spiess. "Entscheidend für den Erfolg war unter anderem die Ausgeglichenheit unserer Mannschaft. So konnten auch die Niederlagen von Sophia Klee verkraftet werden. Izabela Lupulesku hat sich nach dem etwas schwachen Auftakt gegen die Füchse gewaltig gesteigert und mit dem Sieg über Chantal Mantz gezeigt, was sie kann. Auch Polina Trifonova hat Nervenstärke bewiesen." Zum neuen Doppel-Dream-Team Lupulesku/Scholz bemerkte Doris Spiess: "Wir hatten vorher bereits mehrere Doppelvarianten im Training getestet und das war eine der Varianten, die erfolgversprechend waren." 

Gruppe A

10.30 Uhr

Runde 1

SV DJK Kolbermoor – Hannover 96

3:0

13:00 Uhr

Runde 2

SV Böblingen – Hannover 96

3:2

15:30 Uhr

Runde 3

SV Böblingen – SV DJK Kolbermoor

0:3

Gruppe B

10:30 Uhr

Runde 1

ttc berlin eastside – TV Hofstetten

3:0

13:00 Uhr

Runde 2

TSV Langstadt – TV Hofstetten

3:0

15:30 Uhr

Runde 3

TSV Langstadt – ttc berlin eastside

1:3

Gruppe C

10:30 Uhr

Runde 1

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – Füchse Berlin

3:0

13:00 Uhr

Runde 2

Füchse Berlin ­– ESV Weil

0:3

15:30 Uhr

Runde 3

ESV Weil – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim

3:2

Gruppe D

10:30 Uhr

Runde 1

TSV Schwabhausen – TuS Fürstenfeldbruck

3:0

13:00 Uhr

Runde 2

TTC Weinheim – TuS Fürstenfeldbruck

3:0

15:00 Uhr

Runde 3

TTC Weinheim – TSV Schwabhausen

0:3

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