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Katerina Tomanovska glänzte bei Bingen und gewann beide Matches (Bild: Marco Steinbrenner).
ESV Weil – TSV Schwabhausen 1:7; TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – SV Böblingen 6:2

Schwabhausen mit klarem Auswärtssieg, Bingen erneut erfolgreich

Dr. Stephan Roscher 18.01.2021

Nach den beiden Samstagsspielen – Kolbermoor schob sich durch ein 6:2 in Langstadt an die Tabellenspitze, Bingen kam gegen Schwabhausen zum ersten Saisonsieg – ging es am Sonntag erneut turbulent in der 1. Bundesliga Damen zu. Der ESV Weil agierte glücklos gegen starke Schwabhausenerinnen, die sich den Frust vom Vortag von der Seele spielten und sage und schreibe mit 7:1 gewannen. In dieser Höhe hatte das kaum jemand erwartet. Weniger überraschend war dagegen, dass Bingen gegen ersatzgeschwächte Böblingerinnen mit 6:2 den zweiten Sieg des Wochenendes eintüten konnte und nun wieder gute Karten hat, einen Play-off-Platz zu erreichen.

ESV Weil – TSV Schwabhausen 1:7

Erst hatten sie kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu – mit diesem etwas flapsigen, aber aus dem Leben geschöpften Spruch könnte man aus Weiler Sicht beschreiben, was sich am Sonntag zumindest in der ersten Hälfte der insgesamt zweieinhalb Stunden in der Turnhalle Leopoldschule zugetragen hat. 

Viele waren im Vorfeld von einem ganz engen, umkämpften Duell ausgegangen. Doch daraus wurde nichts, da der Gast aus Oberbayern hochkonzentriert und fast schon humorlos konsequent agierte und den erwartungsvollen Gastgeberinnen frühzeitig den Zahn zog. In drei der ersten vier Matches lag Weil nach Sätzen vorne – einmal 2:0, zweimal 2:1 –, doch der Sieg ging jedes Mal an Schwabhausen. Mit einem 0:4 im Nacken gegen eine derart kampfstarke, topmotivierte Truppe konnte für die Südbadenerinnen nicht mehr allzu viel gehen, auch wenn in der Theorie immer noch ein Remis möglich gewesen wäre. 

Im ersten Durchgang hatte Polina Trifonova – die etatmäßige Nummer eins, Ievgeniia Sozoniuk fehlte – nach 2:0-Satzführung und einem vergebenen Matchball in Durchgang vier Mateja Jeger gratulieren müssen und die aufgerückte Izabela Lupulesku gegen die erneut gigantisch stark aufspielende Sabine Winter keine Chance besessen. Sophia Klee hatte gegen die gegenüber dem Vortag enorm verbesserte Alina Nikitchanka mit 2:3 den Kürzeren gezogen und Vivien Scholz eine 2:1-Satzführung gegen Mercedesz Nagyvaradi nicht ins Ziel gebracht. 

0:4 – und dann war wieder Sabine Winter (Bundesligabilanz nun 12:0) an der Reihe, deren 3:0 (11:2, 11:8, 11:6) gegen Polina Trifonova keine Sekunde in Frage stand – damit hatte Schwabhausen bereits die beiden Punkte in der Tasche. Danach ging es nur noch um Ergebniskosmetik.  

Izabela Lupulesku, die acht Tage zuvor immerhin eine Nina Mittelham geschlagen hatte, ging gegen Mateja Jeger leer aus, doch der jungen Sophia Klee glückte im Anschluss immerhin der Ehrenpunkt. Gegen die Ungarin Mercedesz Nagyvaradi setzte sich das DTTB-Talent aus dem nordhessischen Niestetal mit 11:2, 10:12, 13:11 und 11:7 durch. Im letzten Match des Nachmittags musste Vivien Scholz, die eigentlich gerne gegen Abwehr spielt, aber leicht angeschlagen in die Partie gegangen war, ein 1:3 gegen Alina Nikitchanka quittieren. 

„Etwas Pech war schon auch dabei. Wir haben zu Beginn gleich drei Spiele im fünften Satz verloren, Polina Trifonova dabei nach klarer 2:0-Führung“, so Doris Spiess. „Und Sabine Winter war natürlich eine Klasse für sich. Weder Polina Trifonova noch Izabela Lupulesku konnten dagegenhalten. Man muss aber auch Schwabhausen ein dickes Kompliment machen. Sie haben ihre gestrige Niederlage gut weggesteckt und gegen uns eine exzellente Leistung gezeigt. Deswegen geht unsere Niederlage auch in Ordnung.“ Die Weiler Abteilungsleiterin fügte noch hinzu: „Es wurde halt wieder nichts mit einer Revanche gegen Schwabhausen. Wir müssen jetzt nach vorne schauen und uns auf die nächsten Partien konzentrieren.“

Ihr Schwabhausener Kollege Helmut Pfeil äußerte sich kurz und bündig im Telegrammstil: „Gute Antwort auf gestern. Sehr gute Teamleistung. Hoch verdienter Sieg.“ TSV-Trainer Alexander Yahmed hatte auch ein paar freundliche Worte für den Gegner parat. „Ja, das war schon gut heute von uns. Es hört sich einseitig an, aber das würde Weil nicht gerecht werden. Das Spiel war nämlich absolut auf Augenhöhe mit leichten Vorteilen für uns. Fakt ist, zum 4:0 haben wir drei Spiele in Folge mit 3:2 gewonnen, also bitte nicht täuschen lassen vom Ergebnis.“  Dennoch freute sich Yahmed riesig: „Es waren viele tolle Spiele. Wir sind froh, gepunktet zu haben - unser Ziel waren zwei Punkte, und das hat geklappt. Mein Fazit: Es war ein lustiges Wochenende mit supertollem Team.“ 

Schwabhausen festigte den dritten Tabellenplatz mit nunmehr 8:6 Zählern, während Weil (4:10) auf Rang sieben zurückfiel. Am 31. Januar empfängt Weil Kolbermoor, das aus der Hinrunde (2:6) noch eine Rechnung offen hat, während die Oberbayern zunächst einmal eine Pause einlegen und erst am 14.02. wieder in Aktion treten. Der Gegner in heimischer Halle ist dann kein geringerer als Double-Sieger ttc berlin eastside.  

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – SV Böblingen 6:2  

In 22 Jahren 1. Bundesliga hat die SV Böblingen noch nie ein Spiel gewonnen, bei dem Qianhong Gotsch nicht am Tisch stand. So war es auch diesmal, mit 6:2 setzte sich Gastgeber TTG Bingen/Münster-Sarmsheim gegen die ersatzgeschwächten Schwäbinnen durch.  

Für Gotsch, die aufgrund der Corona-Lage nicht reisen wollte, war Yanhua Yang-Xu an die Spitzenposition gerückt, doch die musste, was bereits im Vorfeld kommuniziert worden war, verletzungsbedingt beide Matches abschenken.  

Die 14-jährige Annett Kaufmann debütierte im Spitzenpaarkreuz und legte gleich ein Megamatch hin. Gegen Chantal Mantz, die nun wirklich alles andere als ein Nobody ist, siegte das Toptalent aus dem „Ländle“ mit 11:5, 8:11, 11:7 und 11:9 vollkommen verdient. Im Anschluss behauptete sich Katerina Tomanovska nicht unerwartet gegen Alexandra Kaufmann, während die Japanerin Mitsuki Yoshida Bingens tschechischem Neuzugang Karolina Mynarova in vier Sätzen die erste Niederlage im Oberhaus beibrachte.

2:2 nach dem ersten Durchgang – sollte da vielleicht tatsächlich etwas gehen für das Gästeteam, das auch schon mal Tabellenführer in dieser Saison war? Weit gefehlt, jetzt drehte nämlich Bingen richtig auf und kannte kein Pardon mehr. War das kampflose 3:0 von Chantal Mantz gegen Yanhua Yang-Xu noch ein Geschenk, erkämpfte sich Giorgia Piccolin einen 3:1-Erfolg über Annett Kaufmann, wobei das SVB-Nesthäkchen in drei von vier Sätzen auf Augenhöhe war.  

4:2 und das hintere Paarkreuz der TTG legte nach. Katerina Tomanovska krönte einen starken Auftritt mit einem Viersatz-Sieg über Mitsuki Yoshida, bei dem sich die Tschechin als nervenstark erwies. Die besonders wichtigen Durchgänge eins und vier brachte sie mit 14:12 beziehungsweise 15:13 über die Ziellinie. Der Bingener Sieg war in trockenen Tüchern. Tomanovskas Landsfrau Karolina Mynarova, die Matchwinnerin vom Vortag, setzte mit ihrem 3:1 über die noch immer sieglose Alexandra Kaufmann das i-Tüpfelchen auf ein durch und durch gelungenes Wochenende für die Rheinhessinnen.  

Es war dagegen die vierte Niederlage in Folge für den Tabellenvierten Böblingen, der in zwei Wochen bei Champions-League-Sieger Berlin aufschlägt. Bingen dagegen verbesserte sich auf Rang sechs, steht also im Moment auf einem Play-off-Platz. Am kommenden Wochenende wird es aber höllisch schwer für die TTG, die berlin eastside gleich zu zwei Partien empfängt (Nachholspiel plus Rückrundenpartie).  

Joachim Lautebach freute sich zu Recht über das tolle TTG-Wochenende. „Erneut ein schöner Erfolg unserer Mannschaft. Das Ergebnis klingt zwar klar, die Spiele waren jedoch teilweise hart umkämpft“, so der Vorsitzende des Klubs aus Rheinhessen. „Grundlage für den Sieg waren die beiden auf gutem Niveau stehenden Schlüsselspiele zwischen Tomanovska und Yoshida sowie Piccolin und Annett Kaufmann, die beide von unseren Spielerinnen erfolgreich gestaltet wurden.“ Lautebach bilanzierte: „Durch die beiden Siege am Wochenende ist uns nun der Anschluss ans Mittelfeld gelungen und damit die realistische Möglichkeit zur Teilnahme an der Play-off-Runde. Es bleibt spannend.“ 

Volker Ziegler konnte dem Auftritt seiner „Mädels“ in Rheinland Pfalz durchaus auch positive Seiten abgewinnen. „Annett war herausragend, Mitsuki stark gegen Bingens Neuzugang. Alex hat ein gutes zweites Einzel gespielt. Mehr war unter diesen personellen Voraussetzungen heute nicht drin“, sagte der SVB-Trainer nach der zweieinhalbstündigen Begegnung in der Sporthalle der Grundschule am Binger Mäuseturm. „Wir kämpfen, wir haben Spaß am Spiel. Wichtig ist, dass wir in Corona-Zeiten unsere Match-Praxis behalten.“

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