Magdeburg. Shan Xiaona, Deutsche Meisterin, EM-Zweite, Team-Europameisterin und jetzt auch German-Open-Champion: Hinter der 31-jährigen Penholderspielerin liegen bewegte und vor allem erfolgreiche Monate. Nach dem 4:1-Halbfinalerfolg über Nationalteamkollegin Han Ying gewann die Berlinerin (Weltrangliste: 41) auch das Endspiel gegen die topgesetzte koreanische Abwehrspielerin Seo Hyowon klar mit 4:0. Bei den Qatar Open vor gut einem Jahr hatte Shan im Achelfinale noch mit 2:4 verloren.
Der deutliche Erfolg gegen die Weltranglistenneunte beeindruckte und bewies gleichzeitig: Gegen Abwehr-Spielsysteme kann die Deutsche Meisterin inzwischen so gut spielen wie nur wenig andere. In der zweiten Hauptrunde (die Rumänin Camelia Postoaca mit 4:0), im Achtelfinale (Irene Ivancan, 4:3 nach 0:3-Rückstand), im Halbfinale (Han Ying, 4:1) und im Finale gegen Seo hatte Shan viermal eine Defensivstrategin besiegt. "sie musste hart arbeiten, kam aber mit den gefürchteten Aufschlägen von Seo gut klar", resümierte Jie Schöpp. Die Bundestrainerin bremste allerdings die Euphorie auch ein wenig: "Offiziell eine 'Abwehr-Killern' darf sich 'Nana' erst nennen, wenn sie auch eine chinesische Abwehrspielerin geschlagen hat", sagte sie - allerdings mit einem Lächeln.
Stark verbessert gegen Abwehr: spielerisch und athletisch
"Dass ich diesmal so gut gegen sie spielen würde, hatte ich nicht erwartet", erklärte die strahlende Siegerin. "Vor einem Jahr war es noch ganz anders. Ich habe inzwischen gelernt, besser kurz zu schupfen. Meine Vorhand ist stärker geworden, ich kann lange und variabel Topspin ziehen. Mein Rückschlag war diesmal gut, und im Spiel habe ich öfter das Tempo gewechselt und vor allem gut geblockt", erklärte Shan ihr Rezept. Die 3.600 Fans in der GETEC-Arena taten ihr Übriges: "Die Zuschauer haben mich toll unterstützt. Ich liebe Magdeburg."
Es ist Shans erster Titel auf der World Tour. Zuvor hatte sie dreimal das Viertelfinale erreicht (2013 bei den Czech Open, 2012 und 2006 bei den German Open in Bremen und Bayreuth). Mit der erfolgreichen Titelverteidigung bei den Deutschen Meisterschaften in Wetzlar zu Monatsbeginn und nun dem German-Open-Triumph beendet der März eine Erfolgs-Durststrecke für die sympathische Wahl-Berlinerin. Bei ihren beiden World-Tour-Starts in diesem Jahr, in Katar und Kuwait, war die EM-Finalistin des Vorjahres nicht über die zweite Runde hinausgekommen. Auch wenn sie jeweils Chinesinnen unterlegen war, ließen sie die frühen Niederlagen an ihren Fähigkeiten zweifeln. "Wir haben viel darüber geredet", sagt Shan. "Ich habe mir dann gedacht: Ich kann nicht immer nur Pech haben. Wenn ich viel und hart trainiere, wird irgendwann das Glück zu mir zurückkommen." Die Entwicklung eines Weltklassespielers verlaufe nie gerade, ergänzte Jie Schöpp. "Selbst Olympiasieger hatten irgendwann in ihren Karrieren Brüche. Das ist ganz normal", so die Ex-Nationalspielerin. "Die Zeit wird kommen, zu der du deine Chance bekommst. Bis dahin muss man aus Niederlagen lernen."
Technisch habe sie sich gesteigert und athletisch stark verbessert, so Schöpp über ihren Schützling aus der DTTZ-Trainingsgruppe in Düsseldorf. Mental sei Shan stärker als früher und könne so auch knappe Spiele gewinnen oder Rückstände umbiegen. "Außerdem hat sie im ersten World-Tour-Finale ihrer Karriere super die Nerven behalten, und das gegen eine sehr erfahrene Gegnerin", lobte Jie Schöpp.
Damen-Einzel, Halbfinale
Seo Hyowon KOR - Sofia Polcanova AUT 4:0 (4,5,10,4)
Shan Xiaona GER - Han Ying GER 4:1 (5,4,-7,5,9)
Finale
Shan - Seo 4:0 (16,3,4,5)