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Stefan Wollschläger war bei den German Open in Magdeburg im Einsatz (Foto: Niklas Höfer)

Interview mit Schiedsrichter Wollschläger: "Olympia wäre ein großer Traum"

Lars Schlögel 02.04.2014

Magdeburg/Frankfurt. Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Patrick Franziska. Die Stars der Tischtennisszene kennen wir alle. Doch kennen Sie auch Stefan Wollschläger? Er ist näher an den Stars dran als die meisten Tischtennis-Fans. Stefan Wollschläger ist Schiedsrichter der internationalen Topklasse. Während den German Open in Magdeburg durften wir mit dem 38-Jährigen ein Interview führen und mehr über die Welt der Schiedsrichter erfahren.


Warum sind Sie Schiedsrichter geworden?

Wollschläger: Eigentlich kam das über einen Umweg zustande. Ich habe im Fernsehen von der Suche nach Fußballschiedsrichtern gehört und fragte mich, ob nicht auch im Tischtennis Schiedsrichter gesucht werden. Also habe ich mich beim damaligen VSRO in Brandenburg Giselher Segieth gemeldet. Beim nächsten Schiedsrichterlehrgang war ich dabei. Bis heute habe ich das nicht bereut.


Was begeistert Sie am Schiedsrichter-Dasein?

Wollschläger: Als Tischtennisbegeisterter Spieler ist es wunderbar, so nah am Geschehen zu sein und den besten Spielern der Welt zuzusehen. Nirgends hat man eine bessere Sicht auf das Match als auf dem Schiedsrichterstuhl. Man erlebt die Spieler auch einmal anders, als man sie vielleicht aus der Presse kennt. Darüber hinaus ist man als Schiedsrichter Teil einer Gruppe. Mir macht es immer wieder viel Spaß, auf großen Turnieren Schiedsrichter aus aller Welt kennenzulernen und wiederzutreffen. Letztlich sind ja alle gleich "verrückt" und begeistert für unseren Sport. Dies macht dann stressige Einsatztage mehr als wett.


Sie sind ja schon länger als Schiedsrichter unterwegs. 1996 haben Sie die Verbandsschiedsrichterausbildung gemacht. 2001 waren Sie Nationaler Schiedsrichter, 2006 Internationaler Schiedsrichter und seit 2013 Blue Badge. Können Sie sich an ihr erstes großes Event erinnern. Waren Sie dort nervös?

Wollschläger: Meine erste größere Veranstaltung war die norddeutsche Seniorenmeisterschaft. Da war ich schon nervös, da ich gerade mal 21 Jahre alt war. Aber alles lief glatt und mit zunehmender Erfahrung steigt natürlich auch die Sicherheit bei den Einsätzen. Ein bisschen Nervosität ist auch heute immer noch dabei, insbesondere wenn einem mehrere tausend Zuschauer in der Halle und an Bildschirmen zuhause auf die Finger gucken. Aber das gehört einfach dazu.


Sie haben Spiele in der Champions League oder internationalen Turnieren geleitet, wie den Grand Finals und Weltmeisterschaften. Bei welcher Veranstaltung würden sie gerne noch mal als Schiedsrichter dabei sein?

Wollschläger: Einmal als Schiedsrichter zu den Olympischen Spielen zu fahren, ist natürlich ein großer Traum. Aber dies wird unheimlich schwer. In Deutschland gibt es derzeit 19 Blue-Badge-Schiedsrichter und höchstens einer bekommt nach den Regularien eine Einladung zu den Olympischen Spielen. Aber vielleicht klappt es ja einmal.


Wie zeitaufwendig ist denn die Schiedsrichterausbildung?

Wollschläger: Um die höchste Stufe der Schiedsrichter zu bekommen, habe ich schon einige Zeit investiert. Um überhaupt zur Prüfung vom DTTB nominiert zu werden, musste man sich als nationaler und internationaler Schiedsrichter bewähren und bei den Einsätzen eine gute Leistung zeigen. Bei der Blue-Badge-Ausbildung sind nach der schriftlichen Prüfung dann Evaluierungen zu absolvieren. Hier wurden meine Leistungen von verschiedenen erfahrenen Schiedsrichtern am Tisch bewertet. Insgesamt vier positiven Evaluierungen bei internationalen Veranstaltungen sind nötig, um die Ausbildung abzuschließen. Diese Evaluierungen setzen sich übrigens für alle Blue-Badge-Schiedsrichter immer weiter fort.


Gab es mal schwierige Entscheidungen und gehen sie mit bestimmten Spielertypen anders um?

Wollschläger: Schwierige Entscheidungen gibt es immer mal wieder. Insbesondere die Aufschlagregel macht es uns Schiedsrichtern nicht immer leicht und dann gibt es auch das eine oder andere Mal Diskussionen mit den Spielern oder Betreuern. Was unterschiedliche Spielertypen angeht, versuche ich, alle Spieler gleich zu behandeln, wobei immer auch ein gewisses Fingerspitzengefühl dazu gehört, ob ein bestimmtes Verhalten schon eine gelbe Karte war oder noch eine Ermahnung ausreicht. Aber auch dies ist letztlich eine Frage der Erfahrung.

Wie eine große Familie: Das Schiedsrichter-Team in Magdeburg

Zum Bereich Schiedsrichter auf der DTTB-Webseite

Das Interview führte Lars Schlögel, Bundesfreiwilliger im DTTB

 

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