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Dreimal Gold in Ostrava: Timo Boll (Fotos: Schillings)

Timo Boll ist Europameister

MO 19.09.2010

Ostrava. Timo Boll hat nach 2002, 2007 und 2008 zum vierten Mal in seiner Karriere EM-Einzelgold gewonnen. Am Nachmittag bezwang er bei den LIEBHERR Europameisterschaften in Ostrava im ersten rein deutschen Finale der EM-Geschichte seinen Düsseldorfer Mannschaftskollegen Patrick Baum mit 4:1. Für Boll bereits der 13. Europameisterschaftstitel. Patrick Baum krönt ein grandioses Turnier mit seiner ersten EM-Einzelmedaille. Mit dreimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze fahren die DTTB-Herren zudem ihr bestes Ergebnis in der EM-Geschichte ein.

Man kennt sich

Mit einer gehörigen Portion Respekt war Timo Boll am Nachmittag in dieses Finale gegangen. „Ich weiß wie gut Patrick ist. Er hat hier in Ostrava bislang ein sehr gutes Turnier gespielt.“ Boll sollte Recht behalten. Baum lieferte dem Weltranglistenzweiten eine enge Partie und erarbeitete sich in allen Durchgängen seine Möglichkeiten, die er aber einzig im dritten Satz gewinnbringend nutzen konnte. Dennoch eine starke Partie des 23-Jährigen. „Wie schon gegen Christian musste ich auch gegen Patrick eine Topleistung abliefern. Wir kennen uns natürlich in- und auswendig. Überraschen kann man den anderen da kaum noch. Ich bin überglücklich gewonnen zu haben.“


Mit EM-Titel Nummer dreizehn hat der 29-Jährige aber noch lange nicht genug. „Ich bin noch heiß auf weitere Erfolge. Auf Statistiken gebe ich aber nicht sonderlich viel. Vielleicht kann ich mich in ein paar Jahren darüber freuen, wenn ich auf meine Karriere zurückblicke.“ Viel Zeit, den dreifachen EM-Triumph zu genießen, bleibt Boll allerdings nicht. „Montag geht es für mich direkt weiter nach China. Ich werde dort auf der Expo als NRW-Botschafter auftreten. Am Freitag steht dann schon wieder eine schwere Partie in der Champions-League an.“ Die Tage von Ostrava wird Boll wohl noch eine Weile in den Beinen spüren. „Ich bin jetzt echt platt. Vielleicht kann ich auf dem Weg nach China ein paar Stunden schlafen. Europameisterschaften sind immer harte Turniere. In den neun Tagen habe ich 22 Spiele gemacht. Gut, dass ich nicht so oft über die volle Distanz gehen musste.

Schöner kann man sich über Gold nicht freuen: Viktoria PavlovichPatrick Baum: Die Enttäuschung währte nur kurz

Vor seinem ersten EM-Finale hatte Patrick Baum ein bisschen mit der aufsteigenden Nervosität zu kämpfen. „Vielleicht habe ich aus diesem Grunde etwas verhalten begonnen. Das hat sich dann aber schnell gelegt. Ich habe durchaus daran geglaubt, Timo heute packen zu können. Schade, dass es nicht gereicht hat. Zumindest hätte ich ihn gerne noch ein, zwei Sätze mehr geärgert.“ Baums Enttäuschung hielt sich ob des verlorenen Endspiels in Grenzen. „Unmittelbar nach dem Matchball ist man natürlich schon frustriert“, gesteht der Jugendweltmeister von 2005. „Das ist jetzt aber schon vorbei. Mit der Silbermedaille hätte ich nie und nimmer gerechnet. Die Medaille bekommt zuhause einen Ehrenplatz. Vielleicht bekommt diese aber auch mein Vater. Er hätte sie verdient.“

Die richtige Einstellung

Bundestrainer Jörg Roßkopf konnte sein erstes EM-Einzelfinale als Herren-Bundestrainer gemütlich auf der Tribüne verbringen. Gecoacht wurde in diesem Endspiel verständlicherweise nicht. „Es ist nicht einfach für Timo, seine vielen Erfolge immer wieder bestätigen zu müssen. Wenn es rein nach der Erwartungshaltung geht, dürfte er ihn Europa ja maximal noch gegen Vladimir Samsonov verlieren. Mit diesem Druck geht Timo immer wieder gut um.“ Diesen versuchten auch Christian Süß und Patrick Baum gegen den Weltranglistenzweiten hochzuhalten. Der Bundesstrainer war voll des Lobes. „Patrick und Christian haben daran geglaubt, Timo schlagen zu können. Genau mit dieser Einstellung muss man solche Partien angehen.“

EM-Titel für Viktoria Pavlovich

Den Einzeltitel der Damen hat Viktoria Pavlovich gewonnen. Die Weißrussin besiegte am Nachmittag im Endspiel die Europameisterin von 2005, Liu Jia aus Österreich mit 4:1. Pavlovichs erstes EM-Einzelgold. „Ich bin sehr glücklich, diesen Titel gewonnen zu haben. Es war mein großer Traum. Nach zweimal Bronze konnte ich in diesem Jahr endlich Gold holen."

Die Konkurrenz im Damen-Doppel entschieden Ruta Paskauskiene und Oksana Fadeeva für sich. Sie setzten sich im Endspiel in der CEZ Arena mit 4:0 gegen Lie Jie und Elena Timina aus den Niederlanden durch.

Gold, Silber,  Bronze - erfolgreicher hätte die Europameisterschaft bei den Herren nicht verlaufen können

Das Cappuccino-Finale: Bundestrainer Jörg Roßkopf durfte das Geschehen in Ruhe von der Tribüne verfolgen

 

Ergebnisse

Timo Boll musste im Finale weite Wege gehenHerren-Einzel, Halbfinale

Patrick Baum - Werner Schlager AUT 4:3 (11, -6, -7, 9, -4, 1, 4)

Timo Boll - Christian Süß 4:1 (11, 5, -2, 5, 9)


Endspiel

Timo Boll - Patrick Baum 4:1 (9, 7, -7, 7, 9)


Damen-Einzel, Halbfinale

Viktoria Pavlovich BLR - Hu Melek TUR 4:2 (10, -11, 7, 5, -9, 9)

Liu Jia AUT - Ruta Paskauskiene LTU 4:1 (6, -8, 5, 8, 9)


Endspiel

Viktoria Pavlovich BLR - Liu Jia AUT 4:3 (12, 4, -7, 11, -3, -9, 7)


Damen-Doppel, Endspiel

Ruta Paskauskiene LTU/Oksana Fadeeva RUS - Lie Jie/Elena Timina NED 4:0 (7, 9, 4, 9) 

 

 

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