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Nur ganz schwer zu schlagen: Bingens Topdoppel Chantal Mantz/Yuan Wan (Bild: Dr. Stephan Roscher).
Langstadt empfängt Bingen, Bad Driburg duelliert sich mit Anröchte

Vier Bundesligisten in den Startlöchern: Play-offs beginnen am Freitag

Dr. Stephan Roscher 11.04.2019

Nach einer turbulenten und spannenden Punktrunde mit im Schnitt immerhin 30 Fans mehr pro Partie als in der Vorsaison sind sechs Teams übriggeblieben, die um den Meistertitel der Saison 2018/19 kämpfen. Am Freitagabend stehen in Langstadt und Bad Driburg die ersten beiden Play-off-Viertelfinals auf dem Programm – und es könnte in beiden Hallen recht spannend werden.

Die 1. Bundesliga Damen hat seit dem finalen Spieltag am 24. März keinen Tiefschlaf gehalten. Abgesehen davon, dass die meisten Spielerinnen auf der World Tour in Spanien wie am Persischen Golf gefordert waren, war es allenfalls die Ruhe vor dem Sturm. Denn nun geht es richtig los – wobei diese Aussage nicht ganz korrekt ist, denn auf zwei Klubs müssen wir in den nächsten Wochen verzichten, nämlich den TV Busenbach, bei dem junge, talentierte Spielerinnen ihren Durchbruch geschafft haben, und die SV Böblingen, die mit Defensiv-Ass Qianhong Gotsch (23:4) die beste Spielerin der Liga in ihren Reihen hat.

Die Anspannung ist spürbar, das Tischtennis-Fieber steigt, die Viertelfinal-Play-offs gehen in die erste Runde. Und man kann nicht wirklich davon sprechen, dass eines der vier beteiligten Teams als Favorit ins Rennen ginge.

 

TSV Langstadt – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (Fr., 18.30 Uhr)

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Langstadt (So., 14 Uhr)

Nach einer starken ersten Punktrunde in der Eliteliga – man muss sehr lange zurückblicken, um einen Aufsteiger zu finden, der im Oberhaus auf Anhieb mit positivem Punktekonto glänzte –, geht es nun für den TSV Langstadt ans Eingemachte. Alles oder nichts – so lautet die Devise in den Play-offs. Solja und Co. hätten gerne alles.

Sie möchten als Krönung einer rundum gelungenen Saison in die Halbfinal-Serie einziehen, wo dann allerdings das Aus wahrscheinlich wäre – als Gegner wartet der als Ligaprimus direkt für die Runde der besten vier qualifizierte dreimalige Triple-Sieger und Meisterschaftsfavorit ttc berlin eastside. Doch so weit denkt man in Langstadt noch nicht.

Einstweilen ist man voll und ganz auf den Viertelfinalgegner Bingen/Münster-Sarmsheim, Vierter der Abschlusstabelle, fokussiert, gegen den man am Freitag in heimischer Halle einen Sieg vorlegen möchte, um zwei Tage später beim Rückspiel in Bingerbrück in der psychologisch günstigeren Situation zu sein. Logisch, dass die TTG dasselbe im Sinn hat und gleich am Freitag in Südhessen für eine klare Ansage sorgen möchte.

Die vor der Saison neu formierte Mannschaft aus Rheinhessen hat schnell zueinander gefunden und eine sehr ansprechende Punktrunde mit 18:10 Zählern hingelegt. Um ein Haar hätte es sogar noch zum dritten Platz gereicht.

In der Liga waren die Tabellennachbarn auf Augenhöhe – es kam beide Male zu Punkteteilungen nach rassigen, hoch spannenden Duellen. Ein ähnlicher Krimi könnte die Fans auch am Freitag in der Eckehard-Colmar-Halle erwarten.

Der Modus sieht ein Heim- sowie ein Auswärtsspiel vor. Ins Halbfinale gelangt derjenige, der beide Begegnungen gewinnt oder einen Sieg und ein Remis verbucht. Sollte aber jeder der Kontrahenten ein Spiel gewinnen, käme es zu einer dritten, entscheidenden Partie. Da Bingen in der Saison besser platziert war, würde das Entscheidungsspiel wiederum in Rheinhessen stattfinden. Termin wäre der Gründonnerstag, also der 18. April.

Die Verantwortlichen des TSV hoffen wieder auf großen Zuschauerzuspruch. „Der Termin am Freitagabend ist leider etwas ungünstig, zumal noch in fast allen Spielklassen der Spielbetrieb läuft und viele Aktive im Einsatz sind“, so die Vereinsvorsitzende Christa Erbes. Dennoch lässt die Anzahl der Kartenvorbestellungen darauf hoffen, dass die Langstädter Halle mit rund 300 Fans voll sein wird – bekanntlich zieht der TSV mit Abstand die meisten Zuschauer im Oberhaus an. In der Runde waren es im Schnitt 261, gefolgt von Kolbermoor (166) und Bingen (152).

Sportlich scheint alles möglich. In den bisherigen Duellen hatte Langstadt Vorteile im oberen Paarkreuz. Petrissa Solja und Cheng Hsien-Tzu verloren noch kein Einzel gegen Bingen. Allerdings hatte Solja – Ligabilanz 16:2 – im Rückspiel gegen Lily Zhang schwer zu kämpfen. Die Rheinhessinnen waren dagegen hinten besser, wenngleich eine starke Janina Kämmerer in der zweiten Begegnung auch dort Akzente setzen konnte. Dafür ging beim letzten Aufeinandertreffen die an Position zwei aufgerückte Monika Pietkiewicz leer aus. Und in den Doppeln war es pari-pari. Das lässt erahnen, dass die Chancen im Play-off-Duell auch als absolut ausgeglichen angesehen werden dürfen.

Bingen hat eine spielstarke, altersmäßig überaus homogene Truppe – alle Spielerinnen sind 21 oder 22 Jahre alt – am Start. Der Kader besteht aus fünf Nationalspielerinnen aus vier Nationen. Mit der US-Amerikanerin Lily Zhang verfügt man über eine gerade im offenen Spiel recht starke Nummer eins. Ihr folgen die DTTB-Nationalspielerinnen Chantal Mantz und Yuan Wan an den Positionen zwei und drei. Die Französin Marie Migot sowie die Italienerin Giorgia Piccolin, beide mit positiven Bilanzen notiert, sind ebenfalls Leistungsträgerinnen des Teams. Mit der auch international vielfach erprobten Formation Mantz/Wan verfügt Bingen über ein Topdoppel, das in der Vorrunde auch das Langstädter Spitzen-Duo Solja/Cheng besiegte und eine starke 11:2-Bilanz verbuchte.

Und die Doppel könnten wichtig werden. „Es wird sicher auch darauf ankommen, wie wir die Doppel treffen“, ist Langstadts Coach Thomas Hauke überzeugt. „Bei den zu erwartenden ausgeglichenen Einzeln kommt dem Doppel eine hohe Bedeutung zu.“ Der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer äußert sich im Vorfeld vorsichtig optimistisch: „Wir erwarten Bingen natürlich in absoluter Bestbesetzung. Unser Team wird aber sicher voll dagegen halten und versuchen, die tolle Saison mit einem Erfolg in der ersten Play-off-Runde zu krönen.“ Wie üblich lässt Langstadt die Aufstellung offen – es steht jedoch zu erwarten, dass der TSV mit „voller Kapelle“ an die Tische gehen wird.

Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach geht von einer echten Herausforderung für sein junges Team aus. „In der Liga war es in beiden Spielen trotz teilweise unterschiedlicher Aufstellungen sehr spannend und beide Male endete es mit einer Punkteteilung“, so Lautebach, der verrät, dass alle fünf Spielerinnen der TTG an Bord sein werden. „Ich erwarte jedenfalls wieder enge, spannende Spiele. Es gibt keinen Favoriten. Die Tagesform, die Aufstellungen und auch das Glück werden entscheidende Faktoren sein. Die Zuschauer werden sicher auf ihre Kosten kommen. Natürlich wollen wir alles versuchen, die Halbfinals zu erreichen.“

Wer auch immer am Ende jubeln darf, auf dem Weg dorthin könnte es tatsächlich äußerst spannend zugehen.

 

TuS Bad Driburg – TTK Anröchte (Fr., 19 Uhr)

TTK Anröchte – TuS Bad Driburg (So., 14.30 Uhr)

Im anderen Viertelfinale messen sich der Liga-Dritte TuS Bad Driburg und der Sechste TTK Anröchte. Man begegnet sich ebenfalls am kommenden Freitag und Sonntag und würde ein gegebenenfalls nötiges Entscheidungsspiel am Gründonnerstag austragen. Wer sich durchsetzt, trifft im Halbfinale auf Meister und Pokalsieger Kolbermoor.

Auch für dieses Viertelfinal-Duell fällt es ganz schwer, Prognosen zu stellen. Teil eins des Ostwestfalen-Derbys steigt in Bad Driburg, Teil zwei nicht in Anröchte sondern im sechs Kilometer entfernten Erwitte. Dorthin muss der TTK ausweichen, da seine etatmäßige Halle gerade renoviert wird. Man tritt in der dortigen Ballsporthalle, die fast 300 Zuschauern Platz bietet, an, wo man noch nie ein Spiel ausgetragen hat. Ein kleiner Nachteil für Anröchte besteht sicher darin, dass man somit kein einziges Spiel in der angestammten Halle absolvieren kann, also eigentlich bis zu dreimal auswärts antreten muss, wobei die TTK-Fans natürlich in Erwitte eindeutig in der Mehrzahl sein werden.

Wie es bei Derbys so ist, kann stets alles passieren. Die ganze Bandbreite wird durch die beiden Aufeinandertreffen in der Punktrunde charakterisiert. Anröchte sorgte im Hinspiel beim TuS für einen echten Paukenschlag, als man sich – trotz vieler extrem umkämpften Matches – mit 6:2 durchsetzte, während die Bad Driburgerinnen im Rückspiel bei ersatzgeschwächten TTK-Damen kurzen Prozess machten und ohne jeden Humor mit 6:0 gewannen.

TuS-Manager Franz-Josef Lingens freut sich auf den Showdown. „Für uns sind die Play-offs nochmal ein richtiges Highlight zum Saisonabschluss. Das ist der große Vorteil dieser Spiele“, so Lingens. „Zum Sportlichen ist zu sagen, dass die beiden Spiele total offen sind. Die beiden Ergebnisse mit 2:6 zuhause und 6:0 auswärts täuschen. Zuhause hatten wir vier Spiele im fünften Satz in der Verlängerung verloren und in Anröchte war der Gastgeber doch stark dezimiert. Allerdings zeigt das 2:6 schon, wie schwer es für uns ist.“ Lingens macht deutlich: „Wir gehen positiv in die beiden Spiele hinein, zumal sich unser „Perspektiv-Team“ während der Saison immer weiter gesteigert hat und auch weiter steigern wird. Alle vier Stammspielerinnen sind fit, auch die gegen Bingen fehlende Sarah de Nutte ist wieder dabei. Das Erreichen des Halbfinales wäre der krönende Abschluss unserer tollen Saison.“

An mangelnder Unterstützung durch die Fans soll es Lingens zufolge jedenfalls nicht scheitern: „Wir erwarten ein volles Haus und werden extra noch 60 weitere Sitzplätze in unserer kleinen Halle aufbauen.“ Man empfiehlt den Fans ausdrücklich, am Freitag spätestens zwischen 18.15 und 18.30 Uhr in der Halle zu sein, um noch einen guten Platz zu ergattern.

Anröchtes Vorsitzender Manfred Vogel sieht die Favoritenbürde beim Gegner. „Ich denke mal, dass Bad Driburg der Favorit in dieser Begegnung ist. Unsere Chancen sehe ich vielleicht bei 40:60“, meint Vogel. „Wir haben in der Vorrunde in Bad Driburg sehr gut gespielt und gewonnen. Dafür aber das Heimspiel, allerdings nicht in Bestbesetzung, mehr als deutlich verloren. Wir haben alle Spielerinnen an Bord und werden diesmal in Bestbesetzung antreten.“ Dass man die heimische Dreifachsporthalle aufgrund der Renovierungsarbeiten nicht nutzen kann, ist höhere Gewalt aber dennoch ärgerlich: „Leider müssen wir unser Heimspiel in einer für uns fremden Halle austragen, der Heimvorteil ist da leider nicht mehr gegeben.“

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Noch kurz zum weiteren Prozedere: Die Halbfinals finden am 30.04 und 03.05. statt. Ein eventuelles drittes Spiel würde am 04./05. Mai ausgetragen werden. Der Punktrunden-Sieger ttc berlin eastside trifft auf den Gewinner des Duells Langstadt vs. Bingen, während der Ligazweite SV DJK Kolbermoor gegen den Sieger aus Bad Driburg vs. Anröchte um den Einzug ins Finale kämpft. Die Finalspiele sind für den 17.05. und 22.05. angesetzt. Ein eventuelles drittes Endspiel würde am 25. oder 26. Mai stattfinden.

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