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Hana Arapovic (SV DJK Kolbermoor) scheint gegen Langstadt immer besonders gut aufgelegt zu sein, so vor fünf Wochen im Pokal und auch am Sonntag bei ihrem Sieg über Franziska Schreiner (Bild: Dr. Stephan Roscher).
Klare Siege für Weinheim und Kolbermoor

Weinheim festigt Tabellenführung, Langstadt kommt unter die Räder

Dr. Stephan Roscher 12.02.2024

Böblingen. Ging es am Samstag noch ganz eng zu bei zwei Vier-Stunden-Spielen, die mit Punkteteilungen endeten, gab es am Sonntag wenig Kompromisse. Bei der Böblinger 3:6-Niederlage gegen den alten und neuen Spitzenreiter Weinheim konnte nur das vordere Paarkreuz beim Gastgeber Akzente setzen – besonders Annett Kaufmann wusste zu überzeugen. Und Langstadt, am Vortag noch in Berlin absolut auf Augenhöhe, kassierte in Kolbermoor mit 0:6 eine richtig böse Packung, zumindest in dieser Höhe absolut unerwartet.

 

SV Böblingen – TTC 1946 Weinheim 3:6

Gegen einen in Bestbesetzung angereisten Spitzenreiter, der längst wieder auf dem Niveau der Vorsaison spielt, verloren die Tischtennis-Frauen der SV Böblingen mit 3:6 und blieben letztlich ohne Chance im Baden-Württemberg-Derby. Natürlich fehlte Alexandra Kaufmann beim Gastgeber und musste von einer Landesklassen-Spielerin ersetzt werden. Doch auch die ältere Schwester von Annett Kaufmann hätte vermutlich gegen das starke hintere Paarkreuz des Vizemeisters nichts ausrichten können, zumal sie noch auf den ersten Saisonsieg wartet.

Im ersten Doppel bogen Annett Kaufmann/Airi Avameri gegen Wan Yuan/Sophia Klee im dritten Durchgang ein 2:6 noch um, angelten sich auch den vierten Satz, verloren aber den fünften mit 5:11 gegen die Weinheimerinnen. Das „Verlegenheitsdoppel“ Qianhong Gotsch und Katrin Quarg blieb gegen Bruna Takahashi/Mateja Jeger erwartungsgemäß ohne Chance.

Qianhong Gotsch legte anschließend ein starkes Match gegen Yuan Wan hin. Die routinierte Böblingerin, bärenstark in Abwehr und Angriff, gewann in vier Sätzen (12:10, 12:10, 8:11, 11:3). Annett Kaufmann zündete gegen Bruna Takahashi im zweiten Satz den Turbo und hatte dann alles im Griff (6:11, 11:8, 11:9, 11:4).

Airi Avameri gab den ersten Satz gegen Daria Trigolos nach komfortabler 8:2-Führung noch aus der Hand und unterlag mit 12:14. Danach war die Weinheimerin nur noch im dritten Durchgang in Verlegenheit zu bringen, an ihrem Sieg gab es aber nichts zu rütteln. Katrin Quarg, sonst in der Landesklasse Gruppe 6 am Ball, konnte natürlich gegen Mateja Jeger nichts ausrichten. Somit 2:4 aus Böblinger Sicht, wie in der Vorrunde, als der TTC mit 6:4 gewonnen hatte. Damals jedoch bezwang Qianhong Gotsch die derzeitige Nummer 21 der Welt, Bruna Takahashi im Spitzeneinzel. Diesmal war Weinheims Brasilianerin obenauf, weil sie in dem sehenswerten Match stark mit der parallelen Vorhand agierte und zudem viele Vorhandattacken der Böblingerin parierte. „Wenn Hongi den ersten Satz gewinnt, ist was drin“, war sich Coach und Ehemann Ingo Gotsch im Nachgang sicher. Der erste Durchgang ging denkbar knapp mit 15:13 an Takahashi, die in den Sätzen zwei und drei nicht mehr ernsthaft in Gefahr geriet.

Annett Kaufmann bezwang anschließend ihre Nationalmannschafts-Kollegin Wan Yuan in drei makellosen Sätzen und verkürzte auf 3:5. In dieser Form darf man von der 17-Jährigen Böblingerin bei der Team-WM ab Freitag in Busan (Südkorea) einiges erwarten. Airi Avameri hatte dann aber gegen Mateja Jeger einen schweren Stand. Nur im dritten Satz war die 25-jährige Estin obenauf. Der Favorit hatte sich behauptet.

„Gegen einen so starken Gegner haben wir uns achtbar aus der Affäre gezogen. Vorne drei Siege ist eine Super-Ausbeute für uns. Annett hat herausragend gespielt, sie hat meinen allergrößten Respekt“, bilanzierte Ingo Gotsch. „Dem ersten Doppel trauere ich allerdings noch etwas nach. Aber insgesamt ein verdienter Sieg für Weinheim.“

Trotz der guten Ansätze muss man in Böblingen weiter die Tabelle im Blick haben. Für den Vorletzten des Ligaklassements (7:13 Punkte) ist das Abstiegsgespenst längst noch nicht gebannt. Am Wochenende 02./03. März geht es weiter in Jena und Berlin. Das Kellerduell in Thüringen ist natürlich für beide Teams extrem wichtig und wegweisend.

Oben thront der TTC 46 Weinheim ganz entspannt mit 15:7 Zählern, auch wenn der ttc berlin eastside nach Minuspunkten gleichauf liegt. Ein Platz unter den ersten Zwei in der Liga, der zur direkten Teilnahme an den Halbfinal-Play-offs berechtigt, erscheint immer realistischer. Am 3. März gastiert man in Kolbermoor, das heute bewiesen hat, was es zu leisten imstande ist.

Christian Säger betonte, dass es keine leichte Übung für seine Spielerinnen gewesen sei. „Wie gedacht, ein schweres Spiel gegen ein überragendes erstes Paarkreuz von Böblingen“, so Weinheims Manager. „Aber unsere Doppelstärke bescherte uns einen 2:0-Vorsprung, der für den weiteren Spielverlauf wie schon oft sehr wichtig war. Annett Kaufmann wieder überragend, aber hinten waren wir klar überlegen und das Spiel Bruna Takahashi gegen Gotsch war dann alleine das Eintrittsgeld wert. Wir sind weiter auf einem guten Weg in einer sehr engen ersten Liga.“

 

SV DJK Kolbermoor – TSV Langstadt 6:0

Offenbar hatte das schwere Spiel in Berlin den Spielerinnen aus Südhessen mehr zugesetzt, als diese es selbst für möglich gehalten hätten. Beim Angstgegner setzte es ein gnadenloses 0:6, es lief so gut wie nichts zusammen. Allerdings muss man ebenso konstatieren, dass Lang und Kolleginnen vor mehr als 160 Fans ein perfektes Spiel hinlegten und kompromisslos jede Schwäche des Gegners ausnutzten.

Die Doppel gingen für den TSV, der so lange die Tabelle angeführt hatte, erneut daneben, man hatte es nochmals mit den Paarungen vom Samstag versucht. Ganze fünf Sätze gingen alles in allem an die Langstädterinnen, die ziemlich indisponiert wirkten, aber auch zweimal Pech hatten, nämlich bei der knappen Fünf-Satz-Niederlage von Cheng/Schreiner gegen Lang/Ganina und dem 10:12 im Entscheidungsdurchgang von Cheng Hsien-Tzu gegen Kristin Lang. Sehr stark präsentierte sich beim Sieger Hana Arapovic, die es im hinteren Paarkreuz mit Franziska Schreiner zu tun bekam und der deutschen Nationalspielerin nicht einen Satz überließ.

Da - aus Sicht der Gäste - ein Unglück selten alleine kommt: Das Knie von Chantal Mantz, das am Samstag noch relativ stabil zu sein schien, spielte am Sonntag in Bayern nicht mehr mit. Die Schmerzen nahmen überhand, sodass die 27-jährige Hessin die Reißleine zog und ihr Match gegen die Ex-Langstädterin Dina Meshref nach zwei gespielten Sätzen abschenkte. „Sie hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt, aber es ging einfach nicht mehr, deshalb hat es keinen Sinn mehr gemacht, weiterzuspielen“, erläuterte Manfred Kämmerer, Sportlicher Leiter des TSV.

Der SV DJK Kolbermoor hat sich mit dem Kantersieg aus den Tabellenregionen verabschiedet, in die er ohnehin nie gehört hat. Bei 10:10 Punkten kann man nun den Blick vorsichtig nach oben richten, wo Dachau einen Punkt mehr auf dem Konto hat und Langstadt mit 12:10 Zählern keineswegs uneinholbar erscheint. Am ersten März-Wochenende stehen die Heimspiele gegen Dachau und Weinheim auf dem Programm. Überaus attraktive Partien, erst das Derby, dann das Kräftemessen mit dem Spitzenreiter. Kann Kolbermoor bis dahin die Form des Langstadt-Spiels konservieren, möchte man selbst für das Duell mit Weinheim nichts ausschließen.

„Das Ergebnis ist auf jeden Fall etwas zu drastisch und zu extrem ausgefallen“, räumte Kolbermoors Trainer Michael Fuchs nach der Partie ein. „Im ersten Doppel waren wir schon 3:9 im fünften Satz hinten. Und Kristin lag gegen Cheng im Fünften auch mit 4:9 zurück. Das Spiel war somit viel knapper als es das Ergebnis aussagt.“ Fuchs hatte es sich aber schon schwieriger vorgestellt: „Nachdem ich gehört hatte, dass Chantal in Berlin gespielt hat, und von derselben Aufstellung bei uns auszugehen war, hatte ich mit einem engen Spiel gerechnet, bei dem alles möglich sein würde. Ich dachte an irgendwas zwischen 2:6 und 6:2. So sind wir in das Spiel hineingegangen.“ Fuchs weiter: „Dass wir das Glück ein bisschen auf unserer Seite hatten, war für uns natürlich sehr positiv. Für uns ein tolles Ergebnis. Zu klar sicher, aber wir haben eine gute Leistung abgeliefert und verdient gewonnen.“ Hervorheben wollte der Trainer keine Spielerin: „Alle haben gut gespielt und gekämpft.“ Auch das „Drumherum“ passte: „Es waren für Faschingssonntag verhältnismäßig viele Leute in der Halle und die Stimmung war super.“ Fuchs bedankte sich abschließend bei den Hessen: „Wir möchten uns auf diesem Weg nochmals bei Langstadt bedanken, dass sie das Spiel auf unseren Wunsch verlegt haben, damit Hana im März die kroatischen Meisterschaften spielen kann, und dass sie die Tortur der langen Fahrt von Berlin zu uns in Kauf genommen haben.“

An Manfred Kämmerer ging die Begegnung natürlich nicht spurlos vorbei. Die zweite Saisonniederlage in der Liga - im Pokalturnier Anfang Januar hatte man Kolbermoor ja auch schon gratulieren müssen - und dann mit einem solchen Ergebnis: „Es gibt Tage, da bleibt man besser im Bett. Das war heute so ein Tag. Wir kriegen am Anfang hohe Satzführungen nicht zu Satzgewinnen und dann auch nicht zum Matchgewinn, dann geht so ein Spiel mal ganz schnell in die falsche Richtung.“ Das Thema Doppel bleibt akut: „Über die aktuelle Doppelschwäche wurde schon genug geredet, da müssen wir schauen, wie wir die in der jetzt spielfreien Zeit „bearbeiten“.“ „Das war eine große Enttäuschung heute und nach dem eigentlich guten Spiel gestern auch nicht zu erwarten“, kommentierte Trainerin Anna Rauch. „Das müssen wir jetzt erst einmal verdauen und dann bei den nächsten Spielen eine entsprechende Reaktion zu zeigen.“

Drei Wochen hat man nun Zeit, um die Wunden zu lecken und an der Doppel-Schwäche zu feilen, denn nun steht erst einmal die am 16. Februar beginnende Mannschafts-WM in Südkorea auf dem Programm. Drei Wochen, in denen man gewiss immer wieder den heutigen Tag Revue passieren lassen wird, die man aber auch sehr produktiv nutzen kann, um im März wieder mit frischem Elan an die Tische zu gehen. Am Wochenende 02./03.03. stehen für den TSV Langstadt wieder richtungsweisende Partien auf dem Programm, zunächst zu Hause gegen Bingen und dann in Jena. Es geht darum, die Tabellenspitze nicht vollends aus dem Blick zu verlieren. Nach der drastischen Niederlage im Süden ist man zwar noch Tabellenzweiter, doch nach Minuspunkten stehen inzwischen drei Teams besser da.

 

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