Halmstad/Frankfurt. „Wo ist Boll?“, hatten die Journalisten bei der WM im Spiel gegen Brasilien gefragt, als die Aufstellung bekannt gegeben worden war. „Wo ist Boll?“, fragte man sich am frühen Montagnachmittag bei der Rückkehr der deutschen Herren auch am Frankfurter Flughafen.
Der Weltranglistenzweite hat seinen Aufenthalt in Halmstad unverhofft verlängert. Schon vor der WM hatte Timo Boll auf die Frage, wer am besten aus seinem Team feiern könnte, Patrick Franziska genannt. „Er ist der Jüngste und hat am meisten Energie“, sagte Boll über seinen 25-jährigen Teamkollegen. Wie recht er behalten sollte. Denn während Franziska Lufthansa-Flug LH811 einigermaßen fit verließ, hatte Boll den Flieger gar nicht erst erreicht. Nach der Silber-Feiernacht (Co-Trainer Lars Hielscher: „Die Feier war absolut weltmeisterlich!“) hatte der Deutsche Rekord-Meister über Sportdirektor Richard Prause schon frühzeitig um eine Umbuchung seines Fluges auf einen späteren Zeitpunkt gebeten.
Abholung um 6:45 Uhr: Einfach zu früh
Man mag es ihm nicht verdenken. Zwar startete das Flugzeug vom Göteborger Flughafen erst um kurz vor halb eins, die Abholung am Team-Hotel war wegen des dichten Verkehrsaufkommens allerdings zur Sicherheit bereits auf 6:45 Uhr terminiert.
Begonnen hatte die deutsche Sause am Sonntagabend im Halmstader Restaurant „Pio“ bei klassisch-moderner Küche und dem Vernehmen nach wohlschmeckenden Getränken. Als sich dort die Pforten schlossen, zog die Truppe weiter in die einzig um diese Zeit noch geöffnete Bar des 60.000-Einwohner-Städtchens im südwestlichen Schweden, die Franziska schwedische Freundin Frida Karlsson ausfindig machte. „Die letzte, auch optisch letzte Late-Hour-Option für Nachtschwärmer mit einem sehr bunten Mix an Gästen“, beschreibt ein Insider.
Ovtcharov trat als Erster die Rückreise an
Die Uhrzeit war Nebensache. „Unser Blick war zu verschwommen, um noch die Uhr ablesen zu können“, erklärte Bastian Steger. Es war aber wohl so gegen drei Uhr, als auch diese Bar schloss. Weil es im Team-Hotel um diese Zeit noch nicht einmal mehr – oder noch nicht – einen Kaffee gab, endete die Party dann zwangsläufig.
Die Feier als Erster verlassen musste übrigens Dimitrij Ovtcharov. Der World-Cup-Sieger hatte kurzfristig einen Flug von Kopenhagen nach Hannover gebucht, um mit Blick auf das Champions-League-Finale am Sonntag früher in seinem Elternhaus nahe der niedersächsischen Landeshauptstadt ankommen zu können. Sein Shuttle nach Dänemark ging um drei Uhr früh.
Boll gegen Ovtcharov im Champions-League-Finale am Sonntag
Am 13. Mai stehen sich Ovtcharov und Boll in unterschiedlichen Teams als Gegner gegenüber. Dann ist in Düsseldorf das Play-off-Final-Hinspiel in der europäischen Königsklasse zwischen Bolls Borussia und Ovtcharovs Orenburg.