München. Als wäre das 30er-Jubiläum des WM-Titels im Doppel von Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner nicht genug, hat der April 2019 noch mehr zu bieten. Bei den vom 17. bis 27. April 1969 stattfindenden Weltmeisterschaften in München gab es gleich dreimal Silber für Deutschland, zweimal für die Bundesrepublik, einmal für die DDR.
Die bundesdeutsche Herren-Mannschaft mit Eberhard Schöler (Düsseldorf), Bernt Jansen (Osnabrück), Wilfried Lieck (Essen) und Martin Ness (Augsburg), betreut von Bundestrainer Vilim Harangozo und dem „Non-Playing Captain“ Werner Haupt, unterlag erst im Finale nach großer Gegenwehr Japan mit 3:5. In den Individual-Wettbewerben war Eberhard Schöler nach zweimal Einzel-Bronze 1965 und 1967 bei einer 2:0-Führung gegen den Japaner Shigeo Ito dem WM-Titel ganz nahe. Doch ebenso wie die Ostberlinerin Gabriele „Gaby“ Geißler (später Orgis), die im Endspiel der Japanerin Toshiko Kowada, unterlag, musste auch er sich schließlich mit dem zweiten Rang begnügen.
Schöler: „Ich bin zu sehr Sportler, um dem nachzutrauern“
„Ich glaube, ich hätte ganz gerne mindestens eines der beiden Spiele gewonnen. Aber ich bin zu sehr Sportler, um dem nachzutrauern“, sagt Schöler heute rückblickend. „Die japanische Mannschaft war ein klein wenig besser. Ito war im Einzel ein klein wenig stabiler und besser als ich, der auch ein bisschen gehandicapt war. Da gratuliert man am Ende einfach.“
Mit der Heim-WM 1969 blieb Eberhard Schöler in den Wochen danach groß in den positiven Schlagzeilen. Er erhielt nicht nur den Fair-Play-Preis des „Swaythling Club International“, des internationalen Tischtennissports, sondern wurde hinter Schwimmer Hans Fassnacht (400-Meter-Freistil-Weltrekord 1969) auf Platz zwei beim „Sportler des Jahres“ in Deutschland als Einzelsportler gewählt sowie auf Platz drei mit der Mannschaft. Außerdem bekam er den Fair-Play-Preis des Verbands Deutscher Sportjournalisten, der ihm durch Box-Legende Max Schmeling überreicht wurde.
Schöler, Fetzner und Roßkopf vor Ort in Budapest bei der WM 2019
Eberhard Schöler wird zusammen mit seiner Frau Diane, der 20-fachen britisch-deutschen WM-Medaillengewinnerin, wie Steffen Fetzner und Jörg Roßkopf vor Ort bei den am Sonntag beginnenden Individual-Weltmeisterschaften in Budapest (21. bis 28. April) sein. Ob sie dort Augenzeugen des nächsten denkwürdigen deutschen WM-Erfolgs werden? „Die letzten zwei Tage haben wir keine offiziellen Verpflichtungen mehr und können uns dann auf die Spiele konzentrieren“, so Schöler. „Wir hoffen, dass wir dann noch deutsche Teilnehmer im Rennen haben. Wir drücken die Daumen.“
Herren-Mannschaft am 22. April
Deutschland – Japan 3:5
Bernt Jansen – Mitsuru Kohno 1:2 (15,-16,-12)
Eberhard Schöler – Shigeo Ito 2:1 (17,-8,12)
Wilfried Lieck – Nebuhiko Hasegawa 0:2 (-20,-13)
Schöler – Kohno 1:2 (-21,14,-17)
Jansen – Hasegawa 2:0 (18,17)
Lieck – Ito 0:2 (-16,-17)
Schöler – Hasegawa 2:1 (-15,13,17)
Lieck – Kohno 0:2 (-13,-16)
Herren-Einzel am 27. April
Eberhard Schöler – Shigeo Ito JPN 2:3 (19,14,-19,-15,-9)
Damen-Einzel am 27. April
Gabriele Geißler DDR – Toshiko Kowada JPN 1:3 (20,-14,-17,-8)
Ergebnisse und Medaillenspiegel: Die WM 1969 bei Wikipedia
Individual-WM 2019 in Budapest: Spielsystem, TV-Zeiten, Gegner, Statistiken