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Dank an die fantastischen Zuschauer in der Westfalenhalle - das DTTB-Team

Finale verloren, Silber gewonnen / Damenteam beendet WM mit einem Sieg und Platz 7

Ina Bayer / Christian Tannen / Xu Keer / FL 01.04.2012

Dortmund. Der neue Weltmeister ist auch der alte. Wie vor zwei Jahren in Moskau hat sich China im Finale der LIEBHERR Team-WM gegen die deutsche Mannschaft behauptet. Mit 0:3 mussten sich Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Baum gegen die Top 3 der Weltrangliste, Ma Long, Zhang Jike und Wang Hao geschlagen geben. Das Quintett Boll, Ovtcharov, Baum sowie Bastian Steger und Christian Süß haben das Endspiel verloren, aber Silber gewonnen – wie schon 2010 bei der WM und 2008 bei den Olympischen Spielen. „Es war ein großes Finale für uns, wir hatten in jedem Spiel heute unsere Chancen. Der Druck bei dieser WM war für uns sehr groß. Wir standen heute im Finale, damit bin ich zufrieden“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf, der 1989 mit Steffen Fetzner an gleichem Ort WM-Gold im Doppel gewonnen hatte.

Beeindruckend war nicht nur das Finale – trotz klaren Ausgangs – sondern auch das Publikum. 11.500 Zuschauer feuerten die deutschen Herren am Sonntag in der Westfalenhalle an - offenbar war dies auch Ansporn für den Gegner. „Ich habe noch nie vor so einer phantastischen Kulisse gespielt. Das hat mich sehr motiviert“, sagte der Weltranglistenzweite Zhang Jike.

Bei den Damen holte sich China den Titel zurück. Der Topfavorit revanchierte sich gegen Singapur für die schmerzliche Final-Niederlage bei der WM 2010. Für beide chinesischen Mannschaften war es der 18. Titel. Wu Jiaduo, Irene Ivancan, Kristin Silbereisen, Zhenqi Barthel und Sabine Winter beendeten die Heim-WM auf dem siebten Platz. Am Schlusstag gab es nach dem unglücklichen Viertelfinal-Aus gegen Singapur und der Niederlage gegen Japan am Samstag in der Platzierungsrunde einen 3:2-Erfolg über Polen. Die Mannschaft von Bundestrainerin Jie Schöpp, 2010 überraschend WM-Dritter, war am Freitag gegen Silbermedaillengewinner Singapur ganz knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt.

Liu Guoliang traf eine bemerkenswerte Aussage: „Wir haben vor dieser Weltmeisterschaft sehr viel Druck gespürt. Deutschland ist eine Nation, die uns wirklich Druck macht. Daher haben wir heute so gut gespielt. Meine Mannschaft hat sich noch intensiver auf diese WM vorbereitet als 2010 in Moskau.“, erklärte der chinesische Chefcoach vor den Journalisten. Die DTTB-Herren haben es am Sonntag im Traumfinale gegen China nicht geschafft, den Topfavoriten vom Thron zu stoßen. Aber das Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf hat sich erneut Respekt im Reich der Mitte verschafft. „Deutschland hat heute schon ausgezeichnet gespielt, das war ihre normale Performance. So viel Druck hatten wir bei dieser WM noch nie. Das 3:0 sieht deutlich aus, aber man muss jedes einzelne Spiel betrachten. Und da war jedes sehr eng“, betonte Liu Guoliang.


„Dann fängt man an zu denken, verkrampft etwas und verliert an Selbstvertrauen“


Das Auftaktspiel zwischen Timo Boll und Zhang Jike, amtierender Einzel-Weltmeister, wurde zu einem Spiel auf Augenhöhe und zerrte an den Nerven aller. Nach 0:2-Satzrückstand kämpfte sich die die deutsche Nummer eins noch einmal heran, glich zum 2:2 aus. Das Publikum war da. Doch Zhang Jike erwischte im Entscheidungssatz den besseren Start, ging mit 6:0 in Führung und brachte den Satz nach Hause. „Wir waren beide im Eröffnungsspiel nervös“, sagte der Düsseldorfer. „Ich hatte gute Chancen, den ersten Satz zu gewinnen, die habe ich leider nicht genutzt. Dann fängt man an zu denken, verkrampft etwas und verliert an Selbstvertrauen. Ich kam in den Sätzen drei und vier noch einmal zurück, verpasste dann leider den Anfang des fünften Satzes und verlor das Spiel.“

„Das war ein unglaublich gutes Spiel auf hohem Niveau. Timo hat sich nach dem 0:2-Rückstand noch sensationell zurückgekämpft. Zhang hat die ersten zwei, drei Bälle jedes Satzes unglaublich aggressiv gespielt. Da hat Timo immer einen Tick zu lang gebraucht, um reinzukommen. Aber er hat sich nichts vorzuwerfen. Ich habe nur ganz, ganz selten ein Spiel auf so hohem Niveau gesehen“, sagte der ehemalige Bundestrainer Richard Prause. Chinas Coach Liu Guoliang erklärte: „Wenn Timo Boll das Spiel gewinnt, wäre das Finale nicht so reibungslos für uns verlaufen.“


Wang Hao verwandelt den Matchpoint„Leider habe ich heute nicht umsetzen können, was ich kann“


Dimitrij Ovtcharov, Deutschlands Nummer zwei, stand im Anschluss gegen Ma Long schon unter Zugzwang. Nicht die besten Voraussetzungen, wenn es gegen die Nummer eins der Welt geht. „Dima“ verlor den ersten Satz klar, führte im zweiten mit 9:4, gab dann jedoch sieben Punkte in Folge zum 9:11 ab. „Heute bin ich enttäuscht über meine Leistung, denn ich habe meine Chancen nicht genutzt. Die Chinesen sind halt auch unter Druck sehr stark. Im zweiten Satz habe 9:4 geführt, dann sieben Punkte in Folge verloren und dabei drei leichte Fehler gemacht. Ich wollte zu schnell den Punkt machen. Leider habe ich heute nicht umsetzen können, was ich kann. Schade, dass ich in diesem wichtigen Spiel meine Chancen liegengelassen habe“, resümierte ein sichtlich niedergeschlagener Ovtcharov.

China führte mit 2:0, und alles sah nach einer klaren Titelverteidigung aus. Patrick Baum hatte offensichtlich etwas dagegen. Gegen den Einzel-Weltmeister von 2009, Wang Hao, begann Baum wie die Feuerwehr und sicherte sich mit seinem frechen Angriffsspiel den ersten Satz. In den folgenden Durchgängen kam der chinesische Penholderspieler aber immer besser ins Spiel, wurde immer aggressiver und machte noch weniger Fehler. Im vierten Satz wehrte Wang Hao noch einen Satzball ab, ehe ihm der Siegpunkt für China gelang. Patrick Baum sagte: „Ich habe heute gut gespielt, war am Anfang nicht nervös und konnte frei aufspielen. Leider habe ich im zweiten Satz bei 4:4 zwei bis drei leichte Fehler gemacht“, erklärte der 24-Jährige.

„Das Team hat trotz der 0:3-Niederlage ganz toll gekämpft. Sie waren die einzige Mannschaft im Turnier, die China wirklich auf Augenhöhe begegnet ist“, sagte Richard Prause. Bei den Olympischen Spielen im Sommer in London bietet sich den Deutschen die nächste Gelegenheit, ein Loch in die „chinesische Mauer zu schlagen“. So bemerkte DTTB-Sportdirektor Dirk  Schimmelpfennig abschließend auf die Frage, wie sie die Chinesen schlagen können: „ Entweder in dem wir die Zahl unserer Chancen erhöhen oder die wenigen Chancen nutzen.“


Deutsche Damen gewinnen dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung und werden Siebte


Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung haben sich deutschen Damen am Sonntag im Platzierungsspiel mit 3:2 gegen Polen durchgesetzt. Das DTTB-Team beendete die Heim-WM auf Platz sieben. Die Partie war die Neuauflage des Gruppenspiels, beide Teams verzichteten auf ihre Topspielerinnen, Deutschland auf Wu Jiaduo und Polen auf Li Qian. Irene Ivancan, Zhenqi Barthel und Sabine Winter punkteten jeweils einmal und sicherten den DTTB-Damen den abschließenden 3:2-Erfolg. Insgesamt zeigten die deutschen Damen eine ansprechende Teamleistung und hinterließen beim Dortmunder Publikum einen positiven Eindruck. "Ich bin mit allen Spielerinnen mehr als zufrieden. Wir waren mehr als eine Mannschaft, und ich hoffe, dass das so bleibt. Die WM macht Mut für die Zukunft. Wir wissen, dass wir viel schaffen können. Gegen Singapur hat nur ein bisschen gefehlt“, sagte Bundestrainerin Jie Schöpp.

Zwei Tage nach dem unglücklichen Ausscheiden und der verpassten Bronzemedaille trotz einer großen Leistung war das Singapur-Spiel noch Thema. "Ich kann der Mannschaft nur gratulieren. Sie hat sich hervorragend präsentiert. So schöne Spiele habe ich bei den Damen noch nie gesehen. Japan gegen Korea war schon phänomenal, unser Spiel gegen Singapur hat es noch übertroffen. Unser Ziel haben wir erreicht. Es hätte aber auch der 3. oder 4. Platz sein können. Doch auch der 7. Platz ist so viel Wert wie eine Medaille, denn es geht ja auch um die Qualität der Spiele. Jedenfalls haben unsere Spielerinnen super gespielt“, sagte Eva Jeler, Cheftrainerin für den weiblichen Bereich im DTTB.

Und Kristin Silbereisen gab zu: "Die Situation war für mich im Vorfeld der WM nicht einfach. Ich wusste damals einfach nicht, wo ich leistungsmäßig stand. Es war eine Super-WM, obwohl mich die Japan-Niederlage immer noch etwas schmerzt. Ebenso die Tatsache, dass uns nur zwei Bälle für eine Medaille gefehlt haben. Daran hat man schon zu knabbern. Aber insgesamt können wir im Nachhinein stolz auf unsere Leistung sein“, sagte die 27-Jährige.


Silbermedaillengewinner Deutschland

 

Ergebnisse LIEBHERR Team-WM

Finale

Herren

Deutschland - China 0:3

Timo Boll - Zhang Jike 2:3 (-10, -6, 9, 10, -6)

Dimitrij Ovtcharov - Ma Long 0:3 (-3, -9, -11)

Patrick Baum - Wang Hao 1:3 (8, -5, -5, -10)


Damen

China - Singapur 3:0

Ding Ning - Feng Tianwei 3:1 (12,-8,4,3)

Li Xiaoxia - Wang Yuegu 3:1 (9,-11,10,5)

Guo Yue - Li Jiawei 3:0 (8,6,9)

 

Spiel um Platz 7

Damen

Deutschland - Polen 3:2

Sabine Winter - Katarzyna Grzybowska 3:0 (9, 5, 9)

Irene Ivancan - Natalia Partyka 1:3 (-11, 8, -5, -15)

Zhenqi Barthel - Kinga Stefanska 3:0 (6, 7, 4)

Sabine Winter - Natalia Partyka 1:3 (-11, -7, 8, -5)

Irene Ivancan - Katarzyna Grzybowska 3:1 (8, 4, -10, 6)

 

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