Guimaraes. Europa hat seine neun letzten Tickets für die Olympischen Spiele vergeben. Bei der Europäischen Olympia-Qualifkation in Guimaraes (Portugal) setzten sich unter 40 Herren und 36 Damen zwar einige, aber nicht ausschließlich die Favoriten durch. Nach fünf anstrengenden Turniertagen in einem dreistufigen Mix aus Gruppenspielen und K.-o.-System freuten sich Turnierüberraschung Prithika Pavada, Yuan Jia Nan, Yana Noskova und Maria Xiao sowie bei den Herren Kou Lei, Alvaro Robles, Panagiotis Gionis, Ovidiu Ionescu und Pavel Sirucek, der am längsten zittern musste, über ihr Tokio-Ticket.
Vier bereits am Samstag qualifziert
Die ersten vier Spieler, die sich am Samstagabend in der zweiten Stufe über die Qualifikation für die Olympischen Spiele freuen durften, waren der nun zum dritten Mal bei den Sommerspielen antretende Ukrainer Kou Lei sowie drei Debütanten: Alvaro Robles (Spanien) und bei den Damen die Französinnen Prithika Pavada und Yuan Jia Nan (Frankreich).
Überraschung durch die 16 Jahre alte Pavade
Mehr als überraschend war angesichts der erfahrenen Konkurrenz die Qualifikation der erst 16 Jahre alten Prithika Pavade. Die Gewinnerin der U21-EM 2020 und des Europe-Youth-Top10-Turniers der Mädchen räumte u.a. mit der topgesetzten Tschechin Hana Matalova und im entscheidenden Duell mit der erfahrenen Russin Yana Noskova zwei hohe Hürden auf ihrem Weg nach Tokio aus dem Weg, ohne ernsthaft in Gefahr zu geraten. Pavada freute sich: "Ich hätte nie gedacht, dass ich schon in Tokio dabei sein werde. Ich hatte stattdessen gehofft, dass es mir vielleicht für Paris 2024 gelingen könnte. Schon gar nicht hätte ich mir träumen lassen, mich in meinem Turnierfeld als Erste zu qualifizieren. Ich bin sehr froh, dass mein Verband an mich geglaubt hat und mir die Chance gegeben hat, mich bei der Olympia-Qualifikation spielen zu lassen." Pavades Nationalmannschaftskollegin Yuan Jia Nan fährt ebenfalls nach Japan und enttäuschte die Hoffnungen der portugiesischen Lokalmatadorin Shao Jieni.
Robles macht es spannend
Spannend machte es der für den TTC Bergneustadt spielende Spanier Alvaro Robles in seinem finalen Duell mit dem Russen Vladimir Sidorenko: Der Spanier setzte sich im Entscheidungssatz mit 17:15 durch und sagte anschließend: "Ich war sehr aufgeregt bei dem Turnier, konnte kaum schlafen und habe Nacht bis zwei oder drei Uhr morgens Bücher gelesen, nur damit ich nicht darüber nachdenke, was bei diesem Turnier passieren könnte. In den letzten Jahren habe ich für den Traum gelebt, bei den Olympischen Spielen an den Start zu gehen. Nun wird er wahr." Kou gelang die Qualifikation mit einem Sieg im entscheidenden Einzel über den Rumänen Rares Sipos.
Der letzte Platz geht an Sirucek
Erst am Sonntagabend und damit nur im Endspurt des kraft- und nervenzehrenden Autragungsmodus brachte Griechenlands Abwehrroutinier Panagiotis Gionis die Qualfikation zu seinen fünften Olympischen Spielen seit Athen 2004 unter Dach und Fach. Bei der vorausgegangenen Welt-Qualifikation im März in Katar hatte Gionis das letzte und entscheidende Match verloren. In Tokio ebenfalls dabeisein wird auch Rumäniens EM-Zweiter Ovidiu Ionescu. Den fünften Platz bei den Herren sicherte sich der Gionis unterlegene Tscheche Pavel Sirucek. Der an Position zwei gesetzte Tscheche zitterte sich im letzten Spiel des Turniers zu einem 4:2-Sieg über den Engländer Paul Drinkhall, der zuvor seine Chance gegen Ionescu ausgelassen hatte.
Bei den Damen ließ die Russin Yana Noskova nach ihrem Erfolg im entscheidenden Einzel über die Bulgarin Polina Trifanova ihren Freudentränen ebenso freien Lauf wie die Spanierin Maria Xiao, die sich in sieben Sätzen gegen die Slowakin Barbora Balazova behauptete.
Auch in Guimaraes stolpern Favoriten
Wie häufig bei Olympia-Qualifikationen, so stolperten in dem dreistufigen System auch diesmal wieder einige der Favoriten. Bei den Damen sicherte sich von den vier Topgesetzten Guimaraes allein Noskova ihr Tokio-Ticket. Mit leeren Händen beendeten hingegen Hana Matalova (Tschechien), Barbora Balazova sowie Shao Jieni das Turnier. Etwas erfolgreicher verlief das Turnier für die Favoriten bei den Herren. Hier ereilte zwar den an Position eins notierten Österreicher Daniel Habesohn schon früh das Aus, dafür aber wurden Gionis, Kou Lei und am Ende auch der Tscheche Pavel Sirucek den Erwartungen gerecht.
Deutschland blieb die Qualifikation erspart
Die Deutschen beobachteten auch das letzte der olympischen Qualifikationsturniere entspannt aus der Ferne. Die Akteure der Bundestrainer Jie Schöpp und Jörg Roßkopf hatten mit Goldmedaillen bei den European Games 2019 bereits in allen Kategorien - Einzel, Mannschaft, Mixed - ihre Startplätze sichern können, ohne eine einzige Qualifikation zu bestreiten.
Die in Guimaraes qualifizierten neun Spieler in der Übersicht
Damen
Prithika Pavada (Frankreich), Yuan Jia Nan (Frankreich), Yana Noskova (Russland), Maria Xiao (Spanien)
Herren
Kou Lei (Ukraine), Alvaro Robles (Spanien), Panagiotis Gionis (Griechenland), Ovidiu Ionescu (Rumänien), Pavel Sirucek (Tschechien)