Leiselheim. Spät kamen sie in die Liga, die Beteiligten des TV Leiselheim. Nach ihrem Aufstieg haben sie sich im Unterhaus aber zurechtgefunden und fühlen sich wohl. Die aktuelle Punktebilanz von 9:5 nach sieben Spielen belegt das.
„Wir sind mit einer großen Euphorie in die Liga gekommen“, erinnert sich Trainer Andreas Cipu. Erst am letzten Spieltag der 3. Bundesliga Süd hatte sich der TV Leiselheim das Ticket für das Unterhaus gesichert. Das stellte das Team vor Herausforderungen, denn der Markt war bereits relativ leer gekauft. Trotzdem gelang es Cipu und der Vereinsführung, mit Weixing Chen, Grigory Vlasov, Aleksandr Khanin, Nicolas Burgos, Keishi Hagihara und Tomislav Kolarek eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzubauen. „Wir konnten so eine Mannschaft stellen, die unser Saisonziel erreichen kann“, erklärt Cipu. Als Aufsteiger ist für den Trainer das Ziel klar: Klassenerhalt.
Und aktuell sieht es damit gar nicht so schlecht aus. Nach sieben Spielen steht die Mannschaft bei vier Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen. Aufwind hat vor allem die niederlagenfreie Serie seit dem vierten Spieltag gegeben. Denn leicht war der Start nicht: In der Pokal-Vorrunde musste man sich mit 2:3 knapp dem Ligarivalen aus Hilpoltstein geschlagen geben, auch das erste Saisonspiel gegen Borussia Dortmund ging verloren. „Da kamen wir gleich unter die Räder“, meint Cipu. Er denkt, dass im Spiel mehr drin gewesen wäre, bis hin zu einem Unentschieden. Was dann jedoch folgte, war eine Serie, die nur durch ein 2:6 gegen Hilpoltstein unterbrochen wurde. In Erinnerung geblieben ist Cipu der 6:3-Sieg gegen Passau, als Spitzenspieler Weixing Chen zum ersten Mal ins Geschehen eingriff. Auch die weiteren Siege haben der Mannschaft Aufwind gegeben. „Das hat uns gezeigt, dass wir in der Liga angekommen sind“, erklärt Cipu.
Ein Faktor für den aktuellen Erfolg ist der Teamzusammenhalt, die Mannschaft steht füreinander ein. „Wer bei uns spielt, macht das mit“, weiß der Trainer. Als Beispiel hat er Grigory Vlaslov parat, der im Spiel gegen Jülich zwar nicht mitspielte, aber extra früher angereist war, um sein Team anzufeuern.
Sport überwindet die Politik
Das Team steht auch in der aktuellen Situation zusammen. Die Mannschaft hat mit Aleksandr Khanin einen Weißrussen und mit Grigory Vlasov einen Russen unter Vertrag stehen. Vor der Saison war es nicht klar, ob es zu Anfeindungen kommen würde. „Ich bin aber nicht davon ausgegangen“, meint Cipu. Recht hat er behalten, bisher hat es keine Anfeindungen gegeben. Trotzdem belastet Khanin und Vlasov der russische Angriffskrieg. Khanin äußert sich öffentlich gegen den Kreml, ist deshalb von Einschränkungen betroffen. „Das ist sehr belastend für solche Sportler“, meint Cipu. Man merke im Spiel, dass sie ihr Päckchen mittragen würden. „Aleksandr und Grigory sind zwei sehr nette Spieler, die für uns wichtig sind“, sagt ihr Trainer. Es liege Kraft im Tischtennis: „Der Sport kann sehr vieles bewegen“, so Cipu.
Jetzt stehen in der Vorrunde noch zwei Spiele an, am 12. November gegen den TTC OE Bad Homburg und am 19. November gegen die Hertha aus Berlin. Cipus ursprüngliches Ziel ist schon erreicht, er wollte nach der Hinrunde acht Punkte auf dem Zähler sehen. Aktuell sind es neun, deshalb ist das neue Ziel zweistellig. Mindestens ein Punkt muss deswegen noch erreicht werden.
Insgesamt ist Cipu mit der Leistung seines Teams im Unterhaus zufrieden. Und das, obwohl für ihn nach wie vor feststeht, dass die Liga die „stärkste 2. Liga aller Zeiten“ ist. Die Mannschaften seien eng beisammen, jeder könne jeden schlagen. „Die Schere zwischen 1. und 2. Bundesliga ist deutlich kleiner geworden“, sagt Cipu. Aktuell freut sich die Mannschaft auf jedes Spiel und blickt bereits auf die Rückrunde. „Da wollen wir Gas geben“, heißt es aus Leiselheim.