Düsseldorf/Chengdu. Die DTTB-Teilnehmenden an den Olympischen Sommerspielen im vergangenen Jahr wird es an Tokio erinnern. Auch bei der Team-WM in China gibt es ein striktes Covid-Protokoll, dem die Nationalverbände bereits vor ihrer Abreise nach Asien folgen müssen. Der geschlossene Kreislauf, dem sich alle Teilnehmer und die chinesischen Organisatoren unterwerfen, erspart den Aktiven, Trainerinnen und Trainern aus dem Ausland die sonst übliche Quarantäne, die bei der Einreise nach China fällig wäre, und soll die Ansteckungsgefahr massiv reduzieren.
China hatte das Closed-loop-Modell zuletzt bei den Winterspielen in Peking praktiziert. Außer Olympia und den Paralympics hat in dem Land mit der Null-Covid-Strategie in diesem Jahr kein internationales Sport-Highlight stattgefunden. Dass die WM überhaupt ausgetragen wird, unterstreicht nicht zuletzt den Stellenwert des Tischtennissports in China.
Zwei PCR-Tests kurz vor dem Abflug, tägliche PCR in Chengdu
„Die Chinesen haben sich sehr viele Gedanken darüber gemacht und werden das perfekte Konzept für ihre Covid-Strategie entwickelt haben“, ist Deutschlands Führungsspieler bei den Herren, Dang Qiu, überzeugt. „Was genau das für uns bedeutet, werden wir aber wohl erst vor Ort so richtig greifen können.“
Wie bei Olympia musste sich jeder Chengdu-Fahrer vor der Abreise eine eigens für den WM programmierte App auf dem Smartphone installieren, die für News und Ergebnisse, aber vor allem für die Covid-Prävention verwendet wird. Bereits ab dem zehnten Tage vor der Abreise aus Deutschland haben alle täglich ihren Gesundheitszustand gecheckt und in die App eingetragen. Vollständig geimpft sein müssen die WM-Teilnehmenden ohnehin. Zwei PCR-Tests waren dann noch kurz vor dem Abflug fällig, deren negative Ergebnisse ebenfalls nach China übermittelt wurden. Am Sonntag um 11 Uhr hebt Team Deutschland von Frankfurt am Main Richtung Dubai ab. Ab dort hat der Weltverband ITTF einen Charterflug nach Chengdu organisiert. Einen zweiten gibt es aus Singapur. Den wird als einzige Deutsche Führungsspielerin Ying Han nehmen, die wegen ihres Engagements in der japanischen Liga bereits in Asien ist.
Vor Ort gibt es vom Tag der Ankunft am 26. September bis zur Abreise am 10. Oktober für jeden einen täglichen PCR-Test. Wenn sie nicht gerade trainieren bzw. spielen, essen, trinken oder alleine sind, müssen Spielerinnen, Spieler und Trainerteam eine zertifizierte Maske tragen.
Virtuelles Kulturprogramm auf dem Closed-loop-Gelände
Auch der Shuttle-Service von beiden nebeneinander gelegenen Delegationshotels für alle Nationen zur sieben Kilometer entfernten Eventhalle, dem Hi-tech Zone Sportzentrum im Stadtteil Shuangliu, sowie zum 15 Kilometer entfernten Flughafen wird mit speziellen Fahrzeugen, bestückt mit Closed-loop-Personal, vorgenommen. „Im Rahmen der Einschränkung können sich die Teams trotzdem ein bisschen bewegen. Zum Hotel-Komplex gehört eine abgegrenzte Außenanlage, in der man auch einmal spazieren oder joggen kann“, erklärt DTTB-Sportdirektor Richard Prause, der wie schon in Tokio als so genannter Covid-Liaison-Official der Deutschen darauf achten wird, dass seine Delegation alle Auflagen einhält. „Wir können uns, was wichtig ist, bei der WM relativ frei bewegen. In gewisser Form ähnelt es der Situation einer normalen WM, denn auch dort wäre keine Gelegenheit, um die Gegend oder die Stadt kennenzulernen.“
Dabei haben die WM-Organisatoren sogar für Zerstreuung gesorgt, denn auch wer mit seiner Mannschaft früh ausscheidet, muss bis zum gemeinsamen Charter-Rückflug einen Tag nach WM-Ende warten. Die Delegationen können in der Xishu Langqiao Alley, die unmittelbar an beiden Hotels liegt, nicht nur in einem Geschäft mit Dingen des täglichen Bedarfs einkaufen oder zum Frisör gehen, sondern bekommen auch ein kleines chinesischen Kulturprogramm geboten. Es gibt eine virtuelle Zeitreise 3.000 zurück in das Leben des Shu-Volkes und einen Stadtrundgang, sie können traditionelle chinesische Bekleidung anprobieren, die Entstehung von Kunsthandwerk auf einer Bühne beobachten oder sich im Tecent Gaming Cockpit am E-Sport probieren. Deutschlands Nationalteams hoffen allerdings, für diese Angebote so gar keine Zeit zu haben.
Damen
Ying Han (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg POL / Top Nagoya JPN), Nina Mittelham (ttc berlin eastside / Kyushu Asteeda JPN), Xiaona Shan (ttc berlin eastside / Kyoto Kaguya JPN), Sabine Winter (TSV Schwabhausen), Annett Kaufmann (SV Böblingen)
Herren
Dang Qiu (Verein: Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Trainer-Team
Richard Prause (Sportdirektor), Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)
Physiotherapeutinnen
Birgit Schmidt und Annette Zischka (OSP Hessen in Frankfurt/Main)