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Gold für Deutschlands Herren (Foto: MS)
Demonstration der Stärke beim 3:1 im Finale gegen Schweden

Gold für die DTTB-Herren als krönender Abschluss der Europaspiele

MS 01.07.2023

Krakau. Der Schlussakt, er war noch einmal eine Demonstration der Stärke. Im Finale der European Games in Krakau besiegten die deutschen Tischtennis-Herren wie vor vier Jahren in Minsk die Mannschaft Schwedens. Das Unternehmen Titelverteidigung absolvierte die Mannschaft von Bundestrainer Jörg Roßkopf und DTTB-Cheftrainer Düsseldorf Lars Hielscher mit souveränen Auftritten im Viertel- und Halbfinale sowie einem bemerkenswerten 3:1-Erfolg im Endspiel. Mit dem gleichen Ergebnis hatten sich die Herren gestern auch im Halbfinale gegen Portugal durchgesetzt, das heute das kleine Finale gegen Frankreich nur knapp mit 2:3 verlor. Vor der Goldmedaille für das Herren-Team hatten Deutschlands Damen Silber geholt.

Wie schon im Halbfinale verlor der Europameister, WM-Zweite und Olympia-Zweite zwar sein Auftakt-Doppel, gab sich jedoch in den folgenden drei Einzeln keinerlei Blöße. Allerdings: Schon der Auftritt der WM-Dritten Patrick Franziska und Dimitrij Ovtcharov war eine starke Vorstellung gegen Kristian Karlsson, den Doppel-Weltmeister von 2021, und Truls Möregardh, der in Houston vor zwei Jahren das WM-Finale im Einzel erreicht hatte. Einige wenige vermeidbare Fehler in entscheidenden Phasen ermöglichten den beiden Schweden jedoch einen Erfolg in vier Sätzen.

Ovtcharov: „Dieser Sieg war ein Statement und bringt uns wieder Respekt ein“

Der Olympiadritte Dimitrij Ovtcharov, dem es knapp zwei Stunden später vorbehalten war, mit einem ebenso fulminanten wie dominanten 3:0-Erfolg den umjubelten deutschen Siegpunkt zum 3:1 gegen WTT-Contender-Tunis-Sieger Anton Källberg einzufahren, sagte nach dem erneuten European-Games-Triumph nicht ohne Genugtuung: "Wir sind seit gefühlt einer Ewigkeit immer die stärkste Nation in Europa, egal ob bei europäischen Turnieren oder auf Weltebene, haben fast immer nur gegen die Chinesen verloren. Aber man liest immer viel von aufstrebenden Nationen in Europa und alle schienen bloß darauf zu warten, dass Deutschland verliert. Aber am Ende war dieser erneute Sieg heute auch ein Statement und bringt uns wieder Respekt ein. Wir sind relativ souverän durch das Turnier und das Finale gegangen. Das Doppel haben wir heute selbst verloren: Die Einzel waren aber wirklich stark und haben wieder gezeigt, wie extrem breit wir mit Weltklassespielern aufgestellt sind und welche Flexibilität wir dadurch bei der Aufstellung haben."

Franziska: „Matches gegen Kristian sind immer sehr schwer für mich“

Vor Ovtcharovs finalem Coup gegen Källberg war es Patrick Franziska, der die deutsche Mannschaft im Familien-Duell mit Kristian Karlsson, dem Bruder seiner Frau Frida, mit einem umkämpften11:9-Erfolg im Entscheidungssatz auf die Straße des Sieges lenkte. Franziska sagte anschließend: „Für mich persönlich ist es immer schwer gegen Kristian zu spielen, der ja mein Schwager ist. Aber natürlich bin ich trotzdem mega happy, das Spiel am Ende so knapp gewonnen zu haben. Es war schon eine wichtige Partie, denn es ging schließlich darum, ob wir mit 2:1 in Führung gehen oder in Rückstand geraten. Aber mindestens genauso wichtig war der Sieg von Dang zuvor. Er hat uns ja nach dem Doppel, wo wir gut gespielt, aber uns ein paar dumme Fehler geleistet haben, wieder zurück in die Spur gebracht.“

Qiu: „Wir sind die Nummer 1 in Europa und wollen es auch bleiben“

Penholder-Ass Dang Qiu tat dies auf eine Art und Weise, die ebenso beeindruckend anzuschauen war wie der finale Auftritt von Dimitrij Ovtcharov. Der Europameister aus Düsseldorf ließ mit seinem ungemein druckvollen und platzierten Spiel seinem Vereinskollegen bei der Borussia, Anton Källberg, keine wirkliche Chance. Der Weltranglistenneunte überging in seiner Analyse des Goldmedaillenmatches bescheiden die eigene Weltklasseleistung, lobte hingegen vielmehr die Teamkollegen und auch die Leistung der Gegner: „Es war das erwartet schwere Spiel gegen Schweden. Ich glaube der Sieg von Franz war unglaublich wichtig - er war sehr umkämpft. Schweden hätte den Sieg auch verdient gehabt. Aber am Ende hat Dima das gemacht, was er am Besten kann, nämlich das Spiel zuzumachen! Wir sind sehr froh, dass wir gewonnen haben. Wir sind die Nummer 1 in Europa und wollten es auch bleiben!" 

Boll: „Die Jungs haben das gut gemeistert“

Schelmisch lächelnd lobte nach dem Finale jener Spieler seine Kollegen, der in der Vergangenheit Deutschlands Ausnahmestellung überhaupt erst auf den Weg brachte. In Krakau stand der genesene Rekord-Europameister Timo Boll nach seiner dreimonatigen Schulterverletzung bereits wieder Gewehr bei Fuß, falls Not am Mann gewesen wäre. Von der Bande feuerte er seine Mannschaft lautstark an: „Der Titel steht jetzt auch bei mir in der Statistik! Nein, Spaß beiseite: Die Jungs haben das sehr gut gemeistert, ich bin wirklich happy! Für mich war es gut, hier mit der Mannschaft wieder ein super Training zu haben und mal wieder bei einem Großevent mit den Jungs zu erleben, auch wenn es diesmal von der Bank aus war."

Bundestrainer Roßkopf: „Ein tolles Finale mit einer starken Leistung von allen“

Bundestrainer Jörg Roßkopf, der zusammen mit DTTB-Cheftrainer Düsseldorf Lars Hielscher die Mannschaft betreute, war voll des Lobes für die Mannschaftsleistung: "Wir haben ein sehr gutes Finale gesehen. Schon das Doppel war ja sehr knapp gewesen. Alle Spiele heute Abend waren auf einem wirklich sehr hohen Niveau. Es gab tolle Matches und fantastische Ballwechsel. Alle unsere Siege war wichtig: Dang hat nach dem Doppel sehr konzentriert den Ausgleich geschafft, Franz hat uns Kristian in Führung gebracht und Dima hat gegen Anton sicherlich sein bestes Spiel hier in Krakau gemacht. Es war ein tolles Finale mit einer sehr starken Leistung von allen Spielern. Wir haben unter Beweis gestellt, dass wir weiterhin die Nummer 1 in Europa sind."

Sportdirektor Prause: „Mit einem starken Team zum Erfolg“

Nach Goldmedaillengewinn inklusive olympischer Fahrkarte für das Mixed Dang Qiu/Nina Mittelham endete das Turnier nach einem nicht optimalen Einzel-Wettbewerb mit einer Silbermedaille für die Damen und der krönenden Goldmedaille für die Herren. DTTB-Sportdirektor Richard Prause zieht eine positive Bilanz für die Team-Konkurrenzen, in denen es wie im Einzel keine Paris-Tickets zu gewinnen gab: "Wir hatten uns einiges vorgenommen für den Team-Wettbewerb Krakau und wollten wichtige Rückmeldungen bekommen - wie funktioniert das Team im ungewohnten olympischen System oder wie funktionieren unsere Doppel. Bei den Damen haben wir das Finale erreicht und hatten unsere Chancen, den Titel zu gewinnen. Hier geht meine ausdrückliche Gratulation an die Rumäninnen, die heute sehr stark gespielt haben. Wir werden das analysieren und unsere Schlüsse daraus ziehen. Bei den Herren freuen wir uns natürlich, dass wir in einem spielerisch hochklassigen Finale gegen Schweden gewonnen haben. Wir sind insgesamt sehr glücklich, dass wir mit den Damen und den Herren mit einem richtig guten Team am Start waren, in dem neben den Spielern und Trainerin unser Physiotherapeut Peter Heckert und unser Mannschaftsarzt Toni Kass wichtige Teile und Stützen sind. Diese Harmonie hat sehr geholfen, dieses lange Turnier zu gut zu überstehen.“

Die Ergebnisse am Samstag

Herren-Mannschaft, Finale
Deutschland - Schweden 3:1
Patrick Franziska/Dimitrij Ovchtarov - Truls Möregardh/Kristian Karlsson 1:3 (3,-9,-13,-8)
Dang Qiu - Anton Källberg 3:0 (5,9,9)
Patrick Franziska - Kristian Karlsson 3:2 (-6,5,-11,8,9)
Dimitrij Ovtcharov - Anton Källberg 3:0 (7,8,8)

Herren-Mannschaft, Spiel um Bronze
Frankreich - Portugal 3:2

Damen-Mannschaft, Finale
Deutschland - Rumänien 2:3
Nina Mittelham/Xiaona Shan - Adina Diaconu/Andreea Dragoman 2:3 (9,-17,-7,8,-5)
Ying Han - Bernadette Szoczs 2:3 (5,10,-8,-9,-8)
Xiaona Shan - Andreea Dragoman 3:2 (-9,6,6,-8,13)
Ying Han - Adina Diaconu 3:0 (6,5,9)
Nina Mittelham - Bernadett Szoczs 0:3 (-9,-9,-4)

Damen-Mannschaft, Spiel um Bronze
Portugal - Frankreich 3:0

Ablauf des Olympia-Spielsystems

Mannschaft ABC - Mannschaft XYZ
1. Partie: Doppel, Spieler C+A oder C+B - Spieler Z+X oder Z+Y
2. Partie: Einzel, Spieler A - Spieler X
3. Partie: Einzel, Spieler B - Spieler Y
4. Partie: Einzel, Spieler A oder B (Spieler, der kein Doppel gespielt hat) - Spieler Z
5. Partie: Einzel, Spieler C - Spieler X oder Y (Spieler, der kein Doppel gespielt hat)

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