Frankfurt/Main. Leicht fallen den Vertretern der 2. Bundesliga der Herren Prognosen zum Saisonverlauf nicht. Vieles wird davon abhängen, wie sich die Coronavirus-Pandemie weiterentwickelt und ob die ausländischen Spieler aufgrund der damit verbundenen Ein- und Ausreisebestimmungen jeweils zur Verfügung stehen. Während mancher zurückhaltend von einer sehr ausgeglichenen Klasse spricht, gibt es vom 1. FC Köln eine klare Ansage: Nur der Aufstieg zählt.
Dafür haben sich die bei Abbruch der vergangenen Spielzeit in zwei Duellen noch ungeschlagenen Rheinländer prominent verstärkt: Der englische Nationalspieler Samuel Walker wird die neue Nummer eins in der Mannschaft sein. Der 26-Jährige, 2016 Olympiateilnehmer und WM-Bronzemedaillengewinner mit dem britischen Team, belegt derzeit den 97. Platz in der Weltrangliste. Deutschlanderfahrung bringt der auch schon in der französischen Beletage engagierte Rechtshänder bereits reichlich mit: Von 2014 bis 2018 schlug er beim aktuellen TTBL-Klub ASV Grünwettersbach auf. Das erleichterte dem stellvertretenden Abteilungsleiter Gianluca Walther die Kontaktaufnahme, spielte Walker dort doch mit seinem älteren Bruder Ricardo zusammen. Trotzdem wagte es der weiterhin selbst aktive Spieler kaum anzufragen, wie er sagt. Als Walther sich dann doch überwand, sei man sich schnell einig geworden. Seit August trainiert der Neuzugang mit seinen Mannschaftskollegen zusammen und soll auch abseits seiner Verpflichtungen im Heimatland die meiste Zeit hier verbringen. Da auch der 2020 in die Domstadt gewechselte Tobias Hippler treu bleibt, „starten wir optimistisch in die Saison“, sagt Walther.
Jülich mit Robin Devos als Nummer eins, Hamm mit Florian Bluhm
Den Titel im Blick hat auch der frühere Erstligist TTC indeland Jülich: Den Glauben daran nährt, wie Präsident Michael Küven sagt, „dass wir wieder eine richtige Nummer eins haben“. Der Belgier Robin Devos, der ein Jahr lang in Österreich bei der SPG Walter Wels unter Vertrag stand, ist nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt, wo er von 2018 bis 2020 schon im Aufgebot stand.
Der TTC GW Bad Hamm zeigt sich ebenfalls ehrgeizig und hat die beiden ersten Tabellenplätze und damit den Sprung nach oben zum Ziel auserkoren. Als neue Nummer eins soll Florian Bluhm dabei vorangehen, der in der verkürzten Saison mit einer 8:2-Bilanz im Einzel hervorstach. Gesellschaft bekommt der Abwehrspezialist dabei von Nachwuchstalent Pekka Pelz, der vom Schweizer Erstligisten TTC Wil aus über die Grenze springt. Bei Bluhms vorherigem Verein, der Neckarsulmer Sport-Union, klingen die Pläne deutlich bescheidener: zwei Teams im Zehnerfeld hinter sich lassen und damit den Klassenerhalt sichern, das hat sich der Aufsteiger von 2020 als Herausforderung vorgenommen. Helfen sollen dabei der 24 Jahre alte Russe Andrey Semenov, der vom Regionalligisten DJK SB Stuttgart kommt, und Liang Qiu, der aus Jülich nach Baden-Württemberg wechselt.
Auch der 1. FSV Mainz 05, wie Hertha BSC und Borussia Dortmund Teil eines Fußball-Bundesligaklubs, hofft den Abstieg vermeiden zu können, nachdem man zuletzt einen Kellerplatz innehatte. „Wir müssen so früh wie möglich den Klassenerhalt sichern", fordert der Sportliche Leiter Tomasz Kascia. Einige Konkurrenten hätten sich „deutlich verstärkt“. Der türkische Nationalspieler Abdullah Yigenler, der 17 Jahre junge Japaner Hayate Suzuki, der Moldawier Andrei Putuntica und der nach zwei Jahren an den Bruchweg zurückgekehrte Italiener Carlo Rossi bilden das Kernteam, in der aufgrund der laut Kascia schwierigen Marktlage kein Deutscher mehr zu finden ist. Das 21 Jahre alte Talent Cedric Meissner, Mitglied des nationalen Anschlusskaders, will sich beim Erstligisten TTC OE Bad Homburg weiterentwickeln.
Hilpoltstein "heiß auf die Saison"
Munter mitmischen in der Klasse, zu der im 1. FC Saarbrücken TT auch noch die zweite Garde des TTBL-Klubs um Olympia-Silbermedaillengewinner Patrick Franziska gehört, wollen die Youngster vom TTC Fortuna Passau. U21-Akteur John Oyebode, italienischer Nationalspieler mit nigerianischen Wurzeln, ersetzt in der Drei-Flüsse-Stadt den Polen Jakub Folwarski, der nach zwei Jahre währendem Engagement in seine Heimat zurückgekehrt ist.
Wie schwierig die Spielzeit durch die Pandemie werden könnte, darauf hat der TV Hilpoltstein kurz vor Beginn einen unangenehmen Vorgeschmack bekommen. Seine neuen Legionäre, der Kubaner Andy Pereira und der Russe Petr Fedotov, hatten beide kurz vor dem ersten Aufschlag in der Liga noch mit Passproblemen zu kämpfen. Das Dokument Pereiras, der zuletzt mit dem TTC Wiener Neustadt dessen erste österreichische Meisterschaft gefeiert hatte, war nach seiner jüngsten Einreise im Karibik-Staat dort nach der verpflichtenden Hinterlegung nicht mehr auffindbar. Einen neuen Ausweis auszustellen, erwies sich nicht gerade als kurzfristige Angelegenheit. Fedotov wiederum hatte wenige Tage vor Beginn noch kein Visum für den Aufenthalt in Deutschland. Kapitän Alexander Flemming, der gleichzeitig Sportlicher Leiter ist, zeigt sich trotzdem „heiß auf die Saison“, in der die 3G-Regel die Rückkehr von Zuschauern ermöglichen soll. Gerade für die Bayern ist es schwer vorstellbar, ohne Publikum im Rücken die Gegner zu empfangen. Mit fast 400 Fans sind sie in der Liga der Krösus. Die Anhänger müssten sich allerdings erst mal umgewöhnen: Wegen Arbeiten an der Dachkonstruktion steht die gewohnte Stadthalle erst mal nicht zur Verfügung und die Tischtennis-Cracks müssen in eine Schulsporthalle umziehen.