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Er leitete die Wende ein: Kay Stumper (Foto: MS)
Endspielgegner am Sonntag ab 17.30 Uhr ist Gastgeber Schweden

Deutsche Herren stehen zum 17. Mal im Finale einer Team-EM

SH / Alle Fotos: MS 16.09.2023

Malmö. Ohne das aktuelle Spitzen-Trio aus Dang Qiu, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska zur EM nach Schweden gereist war das offizielle Ziel der deutschen Herren, eine Medaille zu gewinnen. Seit Samstag um 18.38 Uhr ist klar: Das Quintett von DTTB-Cheftrainer Düsseldorf Lars Hielscher spielt in der Malmö Arena um Gold. Gegen den Team-Europameister von 2014 und European-Games-Champions 2015, Portugal, gab es einen 3:1-Sieg. Gegner am Sonntag um 17.30 Uhr im 17. Endspiel einer Mannschafts-EM mit deutscher Beteiligung in der Geschichte kontinentaler Titelkämpfe wird am Abend zwischen Gastgeber Schweden und der Nummer sechs der Team-Weltrangliste, Frankreich, ermittelt.

"Es war ein Spiel auf sehr hohem Niveau. Meine Mannschaft steigert sich bei diesem Turnier von Spiel zu Spiel", befand Coach Hielscher über die Partie gegen Portugal. "Wir sind jetzt da, wo wir hinwollten und müssen morgen noch den letzten Schritt gehen." Benedikt Duda ebnete den Weg zum Erfolg gleich in der ersten Partie. Der Team-WM-Finalist von Chengdu schaffte gegen die 16 Plätze vor ihm rangierende Nummer 19 der Weltrangliste, Marcos Freitas, das Break. Nach einem in der Verlängerung verlorenen ersten Satz kam der 29-jährigen Bergneustädter erst richtig in Fahrt, machte viele eher kleine Punkte, hielt aber auch gut in den Rallyes mit und spielte Freitas nicht selten mit gefährlichen Winkeln aus.

In Durchgang vier kämpfte sich Duda von einem 1:7-Rückstand heran und sicherte Team Deutschland schließlich mit 11:9 die Führung. "Ich habe gestern viele Videos geschaut. Marcos ist zurzeit in einer super Form. Ich habe mich heute in der Box gleich gut gefühlt, war gut vorbereitet und bin sehr zufrieden mit meiner Leistung", kommentierte Benedikt Duda seinen Erfolg.

Apolonia gelingt Rebreak gegen Boll

Was folgte war das ernüchternde Rebreak. Tiago Apolonia, der zuvor erst zwei Vergleiche mit Timo Boll für sich hatte entscheiden können, war nach verlorenem ersten Durchgang auf den Punkt fokussiert. Der 37 Jahre alte neunfache EM-Medaillengewinner in Diensten des Bundesligisten ASV Grünwettersbach überraschte den eigentlichen Meister der Antizipation des Öfteren mit punktbringenden Platzierungen, überragender Punktequote von der Rückhandseite aus und blieb bei seiner 2:1-Satzführung von einem 9:3 Bolls in Durchgang vier unbeeindruckt. Sagenhafte acht Mal in Folge punktete Apolonia gegen den Rekord-Europameister und ehemaligen Weltranglistenersten auf dessen Weg zurück nach langer Verletzungspause und glich für seine Mannschaft aus. „Ich habe Tiago lange nicht so stark spielen sehen. Er hat unheimlich viel riskiert und auch getroffen“, analysierte der Bundestrainer. „Es war ein Spiel auf sehr hohem Niveau.“

Boll hatte am Vortag nach dem Viertelfinalerfolg von Freunden und Weggefährten viele Nachrichten mit "Timo is back" bekommen, hält diese aber noch für verfrüht. "Ich bin da schon noch auf der Bremse", berichtete der zweifache World-Cup-Sieger. "Ich merke, dass ich gegen die Leute, gegen die ich eh Probleme habe, immer noch strauchle und nicht genug Selbstvertrauen in meine Schläge habe. Gegen Tiago konnte ich nicht mehr gegenhalten, wenn er gute Bälle gespielt hat. Das ist es, was mir noch fehlt."

"Iceman" Stumper leitet Wende ein, Boll vollendet

Kay Stumper, erstmals bei dieser EM von Coach Lars Hielscher ins Spiel gebracht, sorgte dann dafür, dass der portugiesische Joker nicht stach. Der an Position drei aufgestellte eigentliche Zweier als Nummer 46 der Weltrangliste, Joao Geraldo, holte sich zwar die ersten beiden Sätze, danach hatte der 20-jährige Düsseldorfer TTBL-Teamkollege Bolls ins Turnier gefunden und sich an das Powerplay seines Kontrahenten gewöhnt. Stumper erspielte sich jeweils zu Satzbeginn komfortable Führungen und behielt bis zum Ende trotz der maximalen Drucksituation ähnlich wie in seinen Auftritten bei der Team-WM in Chengdu Ruhe und Spielübersicht. "Im zweiten Satz war ich schon besser, habe aber nach 8:4 noch verloren", so Stumper. "Danach konnte ich das Spiel noch umbiegen und habe dem Druck standgehalten. Ich wusste, es geht um viel, es ist ein sehr wichtiges Spiel. Deshalb bin ich froh, dass ich wie bei der WM das Ding gewinnen konnte."

Es blieb Timo Boll überlassen, gegen Marcos Freitas, seinen Dauerrivalen seit ihrem ersten Vergleich vor 15 Jahren, in drei Sätzen den Halbfinalsieg für seine Mannschaft klarzumachen. "Gegen Marcos' Spielsystem habe ich mich wohler gefühlt. Das lief dann wieder ganz gut", erklärte Boll. "Trotzdem war es ein großer Kampf für mich, wieder ans Leistungslimit zu kommen. Ich arbeite daran, und jedes Match hilft mir dabei."

Bislang neun Mal Gold und sieben Mal Silber für DTTB-Herren / Damen am Sonntag im Finale gegen Rumänien

Deutschlands Herren haben bei Team-EMs bislang neun Mal Gold und sieben Mal Silber gewonnen. Ähnlich stark die Statistik der Damen: Für sie gab es bislang acht Titel und sechs zweite Plätze. Die Titelverteidiger-Mannschaft von Bundestrainerin Tamara Boros steht am Sonntag um 14 Uhr Rumänien gegenüber, das den letzten Vergleich, das Finale der European Games in Krakau vor gut zwei Monaten, für sich entschieden hatte.

Herren-Halbfinale

Deutschland - Portugal 3:1
Benedikt Duda - Marcos Freitas 3:1 (-12,7,6,9)
Timo Boll - Tiago Apolonia 1:3 (6,-5,-9,-9)
Kay Stumper - Joao Geraldo 3:2 (-5,-8,5,5,9)
Boll - Freitas 3:0 (13,3,8)

Frankreich - Schweden 1:3
Felix Lebrun - Truls Möregardh 3:0 (8,5,7)
Alexis Lebrun - Mattias Falck 2:3 (11,-6,4,-6,6)
Jules Rolland - Kristian Karlsson 0:3 (-10,-9,-8)
A. Lebrun - Möregardh 2:3 (-6,-4,9,9,6)

Finale am Sonntag, 17.30 Uhr
Deutschland - Schweden

Damen-Halbfinale

Deutschland - Portugal 3:0
Nina Mittelham - Jieni Shao 3:0 (14,4,5)
Ying Han - Fu Yu 3:0 (10,2,3)
Xiaona Shan - Ines Matos 3:0 (1,6,6)

Rumänien - Frankreich 3:1
Bernadette Szöcs - Prithika Pavade 3:1 (9,6,-11,7)
Elizabeta Samara - Jia Nan Yuan 1:3 (-6,11,-6,-3)
Adina Diaconu - Audrey Zarif 3:1 (-7,9,8,5)
Szöcs - Yuan 3:1 (8,8,-5,10)

Finale am Sonntag, 14 Uhr
Deutschland - Rumänien

Siegerehrung für beide Wettbewerbe ca. 20 Minuten nach dem Herren-Finale

Das deutsche EM-Aufgebot in Malmö

     

Herren

  • Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, Weltrangliste vom 12. September: 35)
  • Timo Boll (Borussia Düsseldorf, WR: 66)
  • Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach, WR: 75)
  • Cedric Meissner (1. FC Saarbrücken-TT, WR: 99)
  • Kay Stumper (Borussia Düsseldorf, WR: 128)

Damen

  • Ying Han (Verein: KTS Tarnobrzeg/Polen, Weltrangliste vom 12. September: 10)
  • Nina Mittelham (ttc berlin eastside, WR: 22)
  • Xiaona Shan (ttc berlin eastside, WR: 34)
  • Annett Kaufmann (TTC Böblingen, WR: 49)
  • Sabine Winter (TSV Dachau, WR: 63)

Sportliche Leitung
Richard Prause (Sportdirektor)
Trainerteam
Tamara Boros (Bundestrainerin Damen), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf), Elke Schall-Süß (DTTB-Honorartrainerin)
Medizinische Abteilung
Dr. Thomas Garn (Teamarzt), Dr. Christian Zepp (Sportpsychologischer Experte), Peter Heckert, Birgit Schmidt (Physiotherapeuten, OSP Hessen in Frankfurt/Main)
Organisationsleiter
Kolja Rottmann (DTTB-Leistungssport)
Schiedsrichter
Sven Weiland (Oberschiedsrichter, Uhingen), Anja Gersdorf (Düsseldorf)

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