Malmö/Düsseldorf. Diese EM, vor allem das Finale gegen Schweden mit seinen 4.000 enthusiastischen Zuschauern in der Malmö Arena, wird Timo Boll im Gedächtnis bleiben. "Das war etwas Besonderes, ein richtiger Hexenkessel", sagte der 42-jährige Düsseldorfer Borusse nach seiner Rückkehr. "Es macht auch Spaß, gegen eine ganze Arena zu spielen." Spaß hat es auch Bolls Fans gemacht, ihn nach seiner langen Verletzungspause beim kontinentalen Team-Titelkampf in Schweden wieder auf steigendem Niveau spielen zu sehen.
Denn in der ersten Jahreshälfte war der Rekord-Europameister mehrere Monate wegen einer Schulterverletzung ausgefallen. Die WM in Südafrika verpasste er komplett, bei den European Games kam er nicht zum Einsatz. Mangels Turnierteilnahmen fiel die ehemalige Nummer eins der Weltrangliste im Ranking jenseits von Platz 60 zurück.
Die EM war sein erstes großes internationales Turnier. Am Tag nach dem kräftezehrenden Endspiel gegen Schweden mit zwei Fünf-Satz-Matches gegen den WM-Einzel-Finalisten von 2019, Mattias Falck, und den von 2021, Truls Möregardh, in denen er sich jeweils aus 0:2-Satzrückständen zurückkämpfte, meldete sein Körper keinerlei Probleme an. "Es ist noch alles zusammen, würde ich sagen (Lacht.). Der Körper funktioniert noch", so Boll. "Klar ist man ganz schön geschlaucht. Wir haben am Abend zumindest ein bisschen gefeiert, denn es war ein tolles Turnier. Natürlich war die Enttäuschung über die Finalniederlage da, aber insgesamt waren wir ganz happy mit unserer Leistung und wie wir uns präsentiert haben. Das passt schon."
Sportdirektor Prause: "Timo hat über die Jahrzehnte im technischen Bereich sehr guten Aufbau mitbekommen"
Wie er sich selbst die Steigerung von Spiel zu Spiel mit seinen 42 Jahren erklärt? "Zuerst muss immer der Rost aus dem Körper raus. Durch die lange Pause habe ich natürlich auch den Instinkt verloren und das Vertrauen in meinen Körper, wie weit ich gehen kann. Auch das wurde von Spiel zu Spiel besser." Wichtig für ihn war, dass die linke Schulte hielt. "Ich habe ja keine Verletzung, aber die Schulter muss sich wieder an die Belastung gewöhnen."
Richard Prause erklärte das Phänomen Boll, der auch nach längeren Pausen nicht viel Zeit braucht, um sein altes Niveau widerherzustellen. "Timo hat über die Jahrzehnte vor allem im technischen Bereich einen sehr guten Aufbau mitbekommen und kann sich daher relativ schnell wieder einfinden", sagte der DTTB-Sportdirektor. "Für Timo war diese EM aus zwei Gründen wichtig: um die Wettkampfhärte wiederzuerlangen und in relativ kurzer Zeit mehreren Matches zu haben. Wir haben gehofft, dass er sich dann steigert. Im ersten Match gegen Finnland war es noch ein bisschen rostig, im Finale gegen Schweden war es sowohl gegen Falck als auch gegen Möregardh schon wieder Tischtennis auf einem sehr hohen Niveau. Und ich glaube, er hat noch etwas Luft nach oben."
Am Samstag spielt das Phänomen Timo Boll mit seinem TTBL-Klub Borussia Düsseldorrf im nächsten Hexenkessel, dem des TSV Bad Königshofen. Bei einem internationales Turnier können die deutschen Zuschauer ihn vom 29. Oktober bis 5. November bewundern. Das WTT Champions Frankfurt in der Süwag Energie ARENA ist sein hessisches Heimspiel, ein Einzel-Event der Extraklasse für die je 32 besten Herren und Damen der Welt. Der zweifache World-Cup-Sieger freut sich darauf: „Ich bin wirklich happy, dass ich im Oktober vor heimischem Publikum aufschlagen darf.“ Eintrittskarten gibt es noch für alle acht Turniertage.
Timo Boll erhält Wildcard fürs WTT Champions Frankfurt