Chengdu. Die Topfavoriten haben sich bei den Damen durchgesetzt. Gastgeber, Titelverteidiger und Team-Olympiasieger China sicherte sich in Chengdu den 22. Damen-Mannschaftstitel der WM-Geschichte. Olympiasiegerin Chen Meng, Einzel-Weltmeisterin Wang Manyu und die Nummer eins der Welt, Sun Yingsha, besiegten Deutschland-Bezwinger Japan im Finale im High-Tech Zone Sports Center mit 3:0. Japans Trio am Tisch fehlte am Samstagabend Ortszeit zur besten TV-Sendezeit in Asien die in der Weltrangliste bestplatzierte Japanerin Hina Hayata, die stattdessen als der eigentliche Coach fungierte und dabei Damen-Cheftrainer Takehiro Watanabe in den Schatten stellte.
Genützt hat dieser Personalwechsel nichts. Die einzige, die zumindest in die Nähe eines Einzelsieges kam, war erwartungsgemäß Mima Ito, die Wang Manyu drei Sätze lang große Gegenwehr leistete, in Durchgang vier aber auf verlorenem Posten stand. Chen Meng hatte im Auftaktmatch die 18-jährige WM-Debütantin Miyuu Kihara mit 3:0 besiegt. Die zwei Jahre ältere Linkshänderin Miyu Nagasaki musste sich an Position drei dem Druck von Sun Yingsha mit 11:7, 11:7 und 11:8 beugen.
"Ich bin sehr glücklich, dass wir vor heimischem Publikum diesen Erfolg geschafft haben", kommentierte Sun. Auf die Frage, wie sie und ihre Mannschaft diesen Erfolg feiern würden, überlegte die 21-jährige German-Open-Siegerin von 2019 lange und antwortete schließlich: "Mit der chinesischen Nationalflagge." In der WM-Bubble herrscht strenge "geschlossene Gesellschaft" aller WM-Teilnehmenden. Das Verlassen der WM-Zone mit zwei Hotels, der Event-Halle und einem kleinen Park ist allen untersagt. Abreise auch für die früher ausgeschiedenen Nationen ist am Montag nach WM-Ende in einem ITTF-Charterflug. Wegen Chinas Null-Covid-Strategie ist die Tischtennis-WM in diesem Jahr neben den Olympischen Winterspielen die einzige internationale Sportveranstaltung auf diesem Niveau, die im Reich der Mitte stattfinden darf.
Zum vierten Mal in Folge: China vs. Japan in einem WM-Finale
China und Japan sind die beiden erfolgreichsten Teams in der 96-jährigen Historie der WM mit insgesamt 30 Mannschafts-Weltmeistertiteln bei den Frauen - China 22, Japan acht Titel - und trafen in Chengdu beim vierten Mal in Folge im Endspiel aufeinander, wobei sich China jedes Mal durchsetzen konnte.
Das einzige Mal, dass sich China und Japan im Finale auf chinesischem Boden duellierten, hatte Japan 1961 in Peking mit 3:2 für sich entschieden. Für Chinas Damen-Team war es die bislang 27. Final-Teilnahme. Japan hatte den Corbillon-Cup, den Damen-Wanderpokal, zuletzt 1971 bei seiner Heim-WM in Nagoya erobert.
Bronze für Deutschland und Taiwan
Bronze gewannen Deutschlands Damen, die im Halbfinale Japan mit 0:3 unterlegen waren, und Taiwan, die gegen China zu keinem Satzgewinn kamen.
Im Herren-Halbfinale der Herren hatte China am Nachmittag Japan mit 3:2 niedergerungen. Der 19-jährige Weltranglistenvierte, Tomokazu Harimoto, hatte das Kunststück vollbracht, bei einem der wichtigsten Turniere der Welt und auch noch in China sowohl Fan Zhendong als auch Wang Chuqin zu besiegen. Olympiasieger Ma Long war an Position drei aufgestellt und hatte Mizuki Oikawa besiegt. Japans Nummer zwei, Shunsuke Togami, hatte es sowohl gegen Fan als auch gegen Wang lediglich in einem Durchgang in die Verlängerung geschafft. Das Endspiel gegen China bestreiten die DTTB-Herren, die am Morgen Südkorea mit 3:2 ausschalteten.
Damen-Finale
China - Japan 3:0
Chen Meng - Miyuu Kihara 3:0 (6,8,8)
Wang Manyu - Mima Ito 3:1 (9,-9,10,5)
Sun Yingsha - Miyu Nagasaki 3:0 (7,7,8)
Halbfinale am Freitag
China - Taiwan 3:0
Sun Yingsha - Chen Szu-Yu 3:0 (9,1,4)
Chen Meng - Li Yu-Jhun 3:0 (10,8,6)
Wang Manyu - Liu Hsing-Yin 3:0 (3,5,9)
Deutschland - Japan 0:3
Nina Mittelham - Hina Hayata 2:3 (9,-3,6,-6,-8)
Ying Han - Mima Ito 0:3 (-7,-7,-6)
Xiaona Shan - Miyuu Kihara 2:3 (-4,-8,9,10,-10)
Damen
Ying Han (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg POL / Top Nagoya JPN), Nina Mittelham (ttc berlin eastside / Kyushu Asteeda JPN), Xiaona Shan (ttc berlin eastside / Kyoto Kaguya JPN), Sabine Winter (TSV Schwabhausen), Annett Kaufmann (SV Böblingen)
Herren
Dang Qiu (Verein: Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Trainer-Team
Richard Prause (Sportdirektor), Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)
Physiotherapeutinnen
Birgit Schmidt und Annette Zischka (OSP Hessen in Frankfurt/Main)
Livestream, Ergebnisse, Spielsystem
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